Money for nothing


Noch stimmt die Kasse bei den Großverdienern der Leinwand, siebenstellige Summen sind ihr Durchschnittslohn. Nur unterm Strich werden die Zahlen kleiner: Namen wie Nicholson oder de Niro sind längst keine Garantie mehr für den Erfolg eines Films. Wird es Zeit für eine Lohnkürzung?

Batman grinst Nicholson ins Gesicht, Wayne und Garth witzeln über Warren Beatty, „die Hand an der Wiege“ schüttelt Star-Allüren durch. Wenn Studiobosse 1992 in Hollywood Bilanz ziehen, stehen nur wenig berühmte Namen im Plus, und in den Rechenzentren des Filmgeschäfts nährt sich ein schleichender Verdacht: Der Star ist tot. Zumindest an der Kinokasse.

„Es gibt nur einen Namen, der weltweil sicher verkauft: Arnold Schwarzenegger, “ urteilt das amerikanische Filmmagazin Premiere. Dafür kassiert das österreichische Schwergewicht mit seinem nächsten Film „The Last Action Hero“ auch satte 15 Millionen Dollar. Für die produzierende Columbia ist das im kommenden Jahresplan eine große, doch immerhin sichere Investition. Im rezessionsgeplagten Amerika drehen Studios jeden Schein lieber zweimal um, fette Budgets werden seltener, fette Gagen folglich auch. Vor allem, wenn das Publikum tatsächlich lieber Comic-Helden als Leinwand-Legenden oder auch lieber gute Geschichten als schlechte Star-Vehikel sieht. Es wird abgerechnet: Wer ist in Hollywood seine Millionen noch wert?

JACK NICHOLSON

Nicht nur Fans meinen, allem sein Grinsen rechtfertige eine mehrstellige Summe auf dem Lohnstreifen. „Es gibt Jack, und den Rest, “ verkündete Kollege Robin Williams in einem Interview selten ernst, und natürlich war es Nicholsons Auftritt als Joker, der „Batman“ zum Filmereignis machte. Optisch, nicht rechnerisch, denn der erste flatternde Kinohit war Nicholson fast so wenig anzurechnen, wie dem blassen Mann hinter der Maske, Michael Keaton. „Batman“ verkauft eine Figur und ein Konzept, Darsteller sind schmückendes aber ineffizientes Beiwerk. Geheimnisse des Erfolgs — jede Wette hat Nicholson auch in seinem Regiedebut „Die Spur führt zurück“ gegrinst und mit der mißglückten Fortsetzung von „Chinatown“ trotzdem einen Flop gelandet Er hat auch nicht für „Man Trouble“ (mit Ellen Barkin, läuft hier am 15. Oktober an) die Schauspielkunst verlernt, und trotzdem wurde der Film in den USA nach drei Wochen der Erfolglosigkeit aus den Kinos verbannt. Doch Herr Nicholson grinst sich weiter einen, schließlich kann er von den 50 Millionen, die er bislang mit seiner Beteiligung am Batman-Merchandising verdient hat, genug Babynahrung für seine zwei stolzen Sprößlinge kaufen. Die Vaterpflichten gehen ihm mittlerweile ohnehin über alles, Filmen wird ihm bisweilen zu anstrengend, meint er. Wenn er nicht wie ün kommenden „Eine Handvoll guter Männer“ mit einer Nebenrolle im Vorbeigehen täglich eine Million verdient. Fast schade drum.

TOM CRUISE

“ Frische Männer braucht die Leinwand,“ diagnostizieren Insider die Starmüdigkeit. Doch auch die Jugendkraft eines Tom Cruise läuft seit einiger Zeit leer. Dabei hat der Kleine mit dem festen Blick in der Vergangenheit sogar mi t Dummheiten wie „Cocktail“ die Kassen klingeln lassen und „Rainman“ zwar nicht zum Oscar, dafür aber zur größeren

Menge (weiblicher) Zuschauer verholfen als der preisgekrönte Dustin Hoffman.

Vorbei: Mit dem Rennfahrerfilm „Tage des Donners“ kam Cruise ins Schleudern, und die Ehe, die er seither mit der damaligen Filmpartnerin Nicole Kidman pflegt, harmonisiert auch nur privat. „In einem fernen Land“, das Zweitwerk der frisch Vermählten lockt keinen irischen Gaul ins Kino. Die möglicherweise profitable Auffrischung der Paarbindung im Film hat sich Cruise selbst verbaut. Adrian Lyne (,,9’A Wochen“, „Fatal Attraction“) wollte ihn samt Gattin für „Indecent Exposure“, in dem Cruise seine Holde für eine Million Bares eine Nacht lang an Warren Beatty verschachern sollte. Das erschien dem erzreligiösen Cruise zu unmoralisch. Bruce Willis und Demi Moore sprangen ein. Dummheit gehört bestraft, doch Cruise sahnt immer noch ab: Für eine Hauptrolle in „Eine Handvoll guter Männer“ kassiert er 12 Millionen.

DUSTIN HOFFMAN

Captain „Hook“ an der Seite von Peter Pan Robin Williams zu spielen, soll Dustin Hoffman Spaß gemacht haben. So sehr, daß er zusammen mit Williams und Spielberg von der üblichen Gagenhöhe absah und sich dafür mit einer höheren Prozentbeteiligung am Profit zufriedengab. Bei einem Film, der 200 Millionen Dollar machen mußte, um aus den roten Zahlen zu sein, ist das kein guter Deal. Doch Hoffman lachte.

und das ist selten. Als besessener Darsteller mit einem unvergleichlichen Dickschädel hat er sich nicht nur Respekt verschafft, sondern auch Engagements verbaut. Große Studios scheuen ihn als Solo-Star zu buchen, weil er, alleinig mit einer Hauptrolle bedacht, offensichtlich jeden Regisseur zu Weißglut oder Weinkrampf bringt. Im ähnlich veranlagten Cruise hat er in „Rainman“ einen Gegenpart gefunden und wurde mit dem Oscar belohnt. Bei Billy Bathgate“ gab er zusammen mit Cruise-Frau Nicole Kidman eine ziemlich müde Vorstellung ab — durchgefallen. Hoffnung am Horizont: sein nächstes Projekt „Hero“, wo er unter der Führung von „Gefährliche Liebschaften“-Regisseur Stephen Frears wieder zu Hochform auflaufen könnte. Vorausgesetzt, der hält das durch.

WARREN BEATTY

Der ewige Galan muß zumindest für eine Fertigkeit belohnt werden: Warren Beatty hielt über Jahre seinen Publicity-Faktor auf die angenehmste Art und Weise hoch: Er schleifte einfach (auch) seine Filmpartnerinnen ins Bett. Joan Coilins, Britt Ekland, Diane Keaton, Madonna… — die Liste ist lang, aber leider nicht mehr beliebig fortsetzbar. Von „Bugsy“-Partnerin Anette Bening ließ sich Beatty zum Familienvater zähmen. Als „nur“ Schauspieler muß er nun geballt Leistung zeigen, die Vorzeichen sind nicht gerade günstig. „Ishtar“, 1987 von Beatty produziert, mit ihm und Dustin Hoffman als Darsteller, ist heute noch Sinnbild des Hollywood-GAU’s schlechthin. Selbst ein relativer Erfolg wie „Dick Tracy“, bekam von Disney-Studiochef Jeffrey Katzenberg nachhaltig Schelte: „Dieser Film hat uns sehr viel Zeit, Mühe und Geld gekostet. Ich glaube nicht, daß er das wert war. “ Und „Bugsy“, sein sechs Jahre gehätscheltes Lieblingsfilmkind, brachte zwar viel Lob, aber wenig Geld. Beatty trägt’s mit Würde:

„Qualität ist der einzige Maßstab.“

Leicht gesagt, schließlich bekommt er immer noch seine neun Millionen pro Film. Und wenn er so weitermacht, hat er sie irgendwann tatsächlich verdient.

MICHAEL DOUGLAS

14 Millionen Dollar kassierte Douglas für seine Rolle als lüsterner Ordnungshüter in „Basic Instinct“, und vielleicht sind es nur Neider, die behaupten, daß kein anderer Star den Part für jedwede Summe übernommen hätte. (Oralsex mit Sharon Stone, und das auch noch beruflich …). Egal, Douglas mag kein darstellerisches Genie sein, ein solider Schauspieler ist er allemal. Und ein Mann, der seine Grenzen kennt:

„Ich bin kein brillanter Performer, ich suche mir nur gute Rollen aus.“ Exakt: „Verhängnisvolle Leidenschaft“, „Der Rosenkrieg“, „Wall Street“ — Douglas hat es raus, als schlechter Mensch in massenwirksamen Filmen um Sympathien zu werben und hat in den letzten Jahren selten nach dem falschen Stoff gegriffen. Mit einer Ausnahme: „Shining Through“, ein jämmerliches Nazi-Drama mit Melanie Griffith, wurde gar von den Berliner Filmfestspielen als Beitrag abgelehnt, und das sicher nicht, wie Regisseur David Seltzer vermutete, „weil die in Deutschland nicht mit ihrer Vergangenheit fertig werden.“Inen ist menschlich auch für einen Hollywood-Star. Deswegen: Bezahlt diesen Mann weiter, er ist einer der wenigen, die ein Drehbuch richtig lesen können.

ROBERT DE NIRO

Schulden machen schwach. Seit Robert de Niro sein Restaurant- und Kinozentrum „Tribeca“ finanzieren muß, spielt er in allerhand schlechten Filmen mit „Schuldig bei Verdacht“, „Backdraft“: Rollen, die für de Niro so nebensächlich sind, daß er, wie beim Komödienflop „Mistress“, schon mal vergißt, zur Premiere zu erscheinen. Natürlich gab es auch noch das „Kap der Angst“, wo er als mieser Bösewicht in kongenialer Zusammenarbeit mit alter Ego Regisseur Martin Scorsese stark Oscar-verdächtig war. Ein mittlerweile seltener Lichtblick, der unterm Strich jedoch keine Unsummen einspielte. De Niro zieht die Konsequenzen: Um weiter Monster sein zu können, baggert er an den Fihnrechten des Lebens von Psychokiller Jeffrey Dahmers. zur Kassensanierung will er an der zugkräftigen Seite Schwarzeneggers im Comic-Film „The X-Man“ mimen. Warten und hoffen, immerhin nennt ihn „Premiere“ noch respektvoll „Brando der neuen Generation“, und wir sind bereit, ihm alles zu verzeihen, solange er nicht so fett wird.

SLY STALLONE

Mit „Rocky V“ rangierte Stallone noch in der Schwarzenegger-Klasse (15 Millionen Dollar-Gage), heute vergeht seinen Brötchengebern langsam das Lachen. Seine vergeblichen Versuche mit „Oscar“ oder „Stop, oder meine Mami ¿*

schießt“ vom Action-Held zum Kiassenclown zu werden, brachten jämmerliche Einspielergebnisse und ließen ihn nicht unbedingt intelligenter erscheinen. Mittlerweile hat er sich wieder auf seine Stärken besonnen: Im kommenden „Cliffhanger“, einer Art Luis-Trenker-Drama der Neunziger, spielt erden mutigen Bergsteiger. Für 12 Millionen Dollar Gage ist der Alpen-Alptraum wenigstens echt: Stallone leidet angeblich unter Höhenangst. Ob die Rechnung aufgeht, ist ungewiß. Carolco, die Produktionsfirma des Films hat Geldprobleme, und Branchen-Insider bezweifeln, ob sie den nötigen Werbeetat bereitstellen kann, um Stallone wieder ins rechte Licht zu rücken. Wenn nicht, winkt immer noch der Ferne Osten: Von dort gibt es Anfragen des Hongkong-Produzenten Jimmy Choi. Sly als neuer Bruce Lee, die beste Art für westliche Kinos, ihn endgültig loszuwerden.

EDDIE MURPHY

An seinem dreißigsten Geburtstag kam Eddie Murphy die Erleuchtung: „Ich war ein Arschloch. Krach mit meiner Familie, Krach mit meiner Frau, und kein Engagement mehr.“ Seither, behaupten Freunde, ist Eddie Murphy, Hollywoods Superego, wie ausgewechselt, und er hat es nötig. In den Achtzigern wurde er noch zum „Star des Jahrzehnts“ gekürt, mit Filmen wie „Nur 48 Stunden“ oder „Beverly Hüls Cop“ spielte er weltweit über 1 Milliarde Dollar ein. Doch einige Jahre später sah der schwarze Pionier seine Brüder an sich vorbeiziehen. Entsprechend geläutert hat er gerade sein Comeback vergeigt. „Boomerang“ blieb in den USA weit hinter allen Erwartungen zurück, hat dafür aber sein Budget um 3 Millionen Dollar überzogen. Kostenfaktor: Eddie Murphy. Er ließ ganze Drehtage ausfallen, um an seiner neuen Platte (!) zu arbeiten. Sorgen muß er sich deswegen keine machen: Sein neuer Vertrag bei Paramount sichert ihm vier Filme ä 12 Millionen Dollar plus 15 % Profitbeteiligung zu. O-Ton Murphy:

„Schauspieler ist der beste Job der Well, du kannst jeden Tag bis mittags schlafen und verdienst einen Haufen Kohle.“