Muss man Michael Moore doof finden? Nur, wenn man den Schuss nicht gehört hat.


Die allzeit den Zeitpuls fühlenden Progressiv-Yuppies vonjetzt.de hatten es mal wieder gecheckt: Ob es nicht Zeit wäre, anstatt „Dude, Where’s My Counay?““mal wieder ein richtiges Buch zu lesen“, fragte sich da Anfang November ein Kolumnist, nachdem er gemerkt hatte, wie allein er in seinem Coolenkränzchen noch mit seiner Michael-Moore-Gutfinderei dastand. Schnell den Absprung gemacht, zu Moore rennen ja jetzt schon die Studentenprolls hin. Außerdem lässt der seine Mitarbeiter nicht in Gewerkschaften rein. So. Sagte der Kolumnist, und klatschte damit- unüberprüft- einen der Vorwürfe auf den Tisch, mit denen sich Moore seit Monaten konfrontiert sieht, von Rechts wie Links. Viele davon klingen plausibel, Moore widerlegt sie ebenso plausibel auf seiner Homepage: Aussage gegen Aussage, gewissermaßen. Aber fuhrt die Frage, ob die Eingangssequenz von „Bowling For Columbine“ gestellt ist oder nicht – abgesehen davon, dass die tiefere Wahrheit des Films davon völlig unberührt bleibt -, nicht genauso am Kern der Sache vorbei wie Anwürfe, Moore sei ein eitler Selbstinszenierer, er schüre Antiamerikanismus (das Totschlagargument), habe (huch!) ein 1,2Mio.-Penthouse in Manhattan?

Man muss es nicht unbedingt mit Londons Bürgermeister „Red“ Ken Livingston halten, der George W. Bush anlässlich von dessen UK-Besuch als „größte Gefahr für das Lehen aufunserem Planeten“ bezeichnete. Es kommt der Wahrheit aber auch nicht nahe, wie Johannes B. Kerner das Duell Moore-Bush auf eine Comedy-Show/Sandkasten-Fehde („Warum mögen Sieden nicht, den Bush?“ Duh!) zu reduzieren. In den USA sind antidemokratische Kräfte am Werk, die die Destabilisierung der Welt – politisch, ökonomisch, ökologisch betreibealhnen stehen eine gelähmte Opposition und gleichgeschaltete Main stream-Medien gegenüber. Nächstes Jahr sind Wahlen und Moore ist die oppositionelle Integrationsfigur, die im Verdacht steht, die meisten potentiellen Bush-Abwähler mobilisieren zu können. Wie schön war’s da doch mal, die linken Grabenkämpfe einzustellen, geschweige denn davon abzusehen, dem Ganzen idiotische Cool/Uncool-Kategorien überzustülpen, als ginge es um Garagenbands? Ohne dramatisieren zu wollen: Es ist ein bisschen ernster als das.

Selbst auf die Gefahr hin, dass Michael Moore in Wahrheit ein Ekelpack ist: Der Zweck heiligt in diesem Fall das Arschloch. Rule!