Nach Paul Walkers Tod: Wie pietätlos ist Hollywood?


Spekulationen, Dementi und eiskalte Kalkulationen begleiten den Tod von Schauspieler Paul Walker. Auch die Filmfachpresse widmet sich erstaunlich schnell den geschäftlichen Auswirkungen des tragischen Unfalls.

Wer sich in den letzten Tagen seit dem Tod von „Fast & Furious“-Star Paul Walker durch die Schlagzeilen der amerikanischen Klatsch-, Promi- und Hollywoodpresse kämpft, wird sich eines gewissen Schauderns nicht erwehren können. Im Minutentakt überbieten sich die einschlägigen Seiten mit grausigen Details, fragwürdigem Trauertourismus und klickgenerierenden Nichtigkeiten: Ob Promi-Terrorseite TMZ exklusive Überwachungsaufnahmen des Unfalls liefert, Spekulationen über die Auswertung der Black Box des Unfallwagens angestoßen werden, man etwas scheinheilig nach der Sicherheit von PS-Boliden sinniert, darüber grübelt, ob Walker bei den kommenden Oscars gewürdigt werden wird oder einfach nur mit exklusiven Hochzeitsfotos des Verstorbenen prahlt – die Gossip-News-Maschinerie läuft auf Hochtouren.

Doch auch eine andere Seite der Hollywood-Presse verfällt in hektisches Treiben: Box-Office-Blogger, Filmkorrespondenten und Analysten zeigen zwar wenig Interesse an den Gerüchten rund um Walkers Tod, zeigen aber mindestens ebenso eindrucksvoll, wie schnell man in der Traumfabrik zum business as usual übergeht. Denn nachdem Filmstudio Universal bekannt gegeben hat, dass der für den 11. Juli angedachte Starttermin von „Fast & Furious 7“ voraussichtlich verschoben wird, überschlugen sich die Branchenkenner mit Mutmaßungen.

Zwei Fragen drängen sich dabei offenbar ganz besonders auf. Die erste davon offensichtlich und aus Fansicht etwas voreilig: Wer wird Paul Walker ersetzen und wie wird sein Tod in die Handlung des Film eingearbeitet? Die zweite Frage erweist sich als etwas komplexer und sorgt derzeit in den Planungsetagen für geschäftiges Treiben: Wer sichert sich das nun potentiell freie und äußerst begehrte Startwochenende im Juli?

Ein Guru wie Forbes-Analyst Scott Mendelson spekuliert nicht nur ausgiebig über die Marketingmacht des verstorbenen Franchise-Stars und prophezeit zahllose human-interest-Geschichten im Vorfeld des Filmstarts, sondern sagt bereits das große Stühlerücken voraus: Wird der dritte „Expendables“-Teil die Chance nutzen und seinen Starttermin vorziehen?

Sicherlich allesamt berechtigte Fragen im Milliardengeschäft der Blockbusterplanung. Der Zeitpunkt der öffentlich und spekulativ geführten Diskussion wirft nur wenige Tage nach Walkers Tod aber ein fragwürdiges Licht auf die Starkultur zwischen Geschäftssinn und Sensationsjournalismus.