Nach stiller Einkehr frönt Trent Reznor von Nine Inch Nails nun wieder lustvoll dem Lärm


Was gibt es doch für Quasselstrippen. Richard Patrick z.B., der Ex-Nine Inch Nails-Citarrist, der nun mit seiner Band Filter Krawall schlägt. Der erzählt bierselig dem US-Magazin Raygun, wie er und Trent Reznor mal in Sharon Tates Mordhaus rummachten, bis sie beide einen Ständer kriegten und Trent daraufhin ganz verstört wegrannte. Trent Reznor erzählt keine solchen Zoten. Er will überhaupt nicht über Richard Patrick reden. Auch nicht über Marilyn Manson, mit dem er das Album „Antichrist Superstar“ produzierte und der ein guter Freund war bis Manson sein nächstes Album mit Reznors Mentor David Bowie produzieren wollte.Trent ist kein großer Redner. Er ist scheu, schaut einen beim Sprechen kaum an, weiß nicht genau, ob es Tag oder Nacht ist; er ist erschöpft. Wen wundert’s: Reznor hat harte Zeiten hinter sich: Der Titel der zweijährigen „Self Destruct“-Tour nach dem 1994er „The Downward Spiral“, war Programm geworden. Am Ende stieg Reznor mit all dem Geld und Ruhm aus dem Bus, schloß die Tür zu seinem neuen Multimillionen-Dollar Heim mit angegliedertem Tonstudio in einer ehemaligen Leichenhalle in New Orleans auf- und stellte fest, „daß alles, was ich mir einmal gewünscht hatte, wahr geworden war. Und daß alles unglaublich hohl war.“ Das folgende Jahr verbrachte Reznor durch die Soundtrack-Produktionen für „Lost Highway“ und „Natural Born Killers“, durch die Arbeit mit Marilyn Manson und den Streit mit Ur-NIN-Drummer Chris Vrenna. Hinzu kamen in diesem Jahr, das Reznor nicht ohne Sarkasmus „meine Sommerferien“ nennt, eine abgebrochene Psychotherapie und der Tod seiner Großmutter-das Ende der Downward Spiral. Allein mit einem Flügel zog Reznor sich in eine Waldhütte am Kalifornischen Big Sur zurück und folgte dem Ratschlag von Freund Rick Rubin:“Dort kannst du endlich deine Songs schreiben.“ Konnte er nicht. Aber er konnte endlich in Ruhe nachdenken. Und ganz langsam alles Depressive in Songs umwandeln. In NIN-Songs, die klingen, als ob die Noten mit Gummikaputzen auf elektrische Stü h le gesetzt worden wären. In zwei langen Jahren ist daraus „The Fragile“ geworden. Und die musikalische Psychotherapie hat sich gelohnt. Denn Reznor ist, soweit man das von Reznor behaupten kann, glücklich (er spricht von Familie!). Und vor ihm auf dem Tisch liegt das Billboard Magazin: „The Fragile“ ist in den US-LP-Charts auf Platz 1 eingestiegen. „Ziemlich cool, was?“ grinst er. „Erst recht, wenn man das Drumherum sieht-die Backstreet Boys, Britney Spears… Ha! Eins von diesen Dingen ist nicht wie die anderen, eins davon gehört nicht dazu.“