Neue Klänge aus dem Reagenzglas


The American Analog Set: Tagelang hockt Andrew Kenny umgeben von Reagenzgläsern im Labor. Mit bleichem Gesicht beobachtet er Amöben und andere Kleinstmodule, denn Andrew Kenny arbeitet an seinem Doktortitel in Biochemie an der Universität von Brooklyn. Nebenbei macht er Musik mit dem American Analog Set. „Diese Doppelbelastung ist furchtbor für meine Gesundheit“, sagt der Sänger und Gitarrist. Etwa alle zwei Jahre veröffentlicht das aus Texas stammende Quintett ein neues Album. Jüngst erschien das fünfte: Promise Of Love, ein Werk wie eine Lavalampe, mit sanft gleitenden Tonfolgen und warmen Klangschattierungen. Das ist Indie-Rock im Schwebezustand, vergleichbar mit der meditativen Gemächlichkeit der Leisetreter von Yo La Tengo. Wohl genau die Musik, die entstehen muss, wenn einer tagein, tagaus hinter abgedunkelten Fenstern dem Geheimnis des Lebens nachspürt. „Die Musik ist mein Ventil“, sagt Andrew, „sie hilft mir, meinen Geist zu öffnen.“ Einfach ist das nicht. Wer sein Studium ernst nimmt, kann schwerlich Platten aufnehmen und Konzerte geben, zumal wenn der Rest der Band zu Hause im heimischen Texas hockt und der Chef in New York. Also arbeitet das American Analog Set in Kennys Semesterferien, ist der Tourplan eng gesteckt und sehen die Bandproben so aus, dass sich die Daheimgebliebenen auf Tape anhören, was ihr Meister in seiner Studentenbude auf Band bannte. „Zeitweise hatte ich das Album fast vergessen“, meint Andrew mit leiser Stimme. In den Weihnachtsfeiertagen vollendete er Promise Of Love und schickte es seiner Plattenfirma, die es wie immer dankbar veröffentlichte. Fraglich ist, wie lange der Mann Wissenschaft und Kunst kombinieren kann: „Ich liebe die Band, und ich liebe meine Arbeit, aber eines Tages werde ich mich entscheiden müssen.

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