Neue Kraft


Was soll man bei euren Konzerten eigentlich erwarten?

Martin Gore: Wir haben uns im Vorfeld mit Anton Corbijn getroffen. Er arbeitete mit uns am Bühnenbild für die Welttournee, er ist für die visuellen Effekte zuständig. Uns hat der zweite Teil der „Songs Of Faith And Devotion“-Tour sehr gefallen und natürlich die letzte Tour. Da haben wir die ganze Sache ein wenig einfacher gehalten, um mehr ein Gefühl für die Band als Einheit zu bekommen. Im ersten Teil der „Songs Of Faith And Devotion“-Tour hatten wir 14 Videoleinwände auf der Bühne, und die verschiedenen Bandmitglieder standen auf unterschiedlich hohen Podesten. Dave hatte damals gesagt, dass er sich richtig allein gelassen fühle, so als ob er kein Teil der Band sei. Das Publikum war mehr auf das fixiert, was auf den Leinwanden passierte, als auf die Band. Diesmal haben wir ein sehr aufgeräumtes Bühnenbild, alles auf einem Level, so dass wieder ein Bandfeeling aufkommt. Und natürlich haben wir auch ein paar wenige, sich langsame bewegende visuelle Effekte dabei. Wir wollen ein intimeres Konzerterlebnis erreichen.

Ihr seid ungefähr ein halbes Jahr unterwegs, was sich offensichtlich als optimale Tour-Länge erwiesen hat.

Dave Gaham: Stimmt. Wenn wir in all den Jahren etwas gelernt haben, dann, dass es sehr wohl Grenzen gibt. Du kannst nicht endlos weitermachen und deinen Körper bis zum völligen Kollaps treiben, sondern du musst auch wissen, wann es Zeit zum Aufhören und Ausruhen ist. Und diese Grenze liegt eben bei einem halben Jahr zwölf Wochen in Amerika, zwölf in Europa. Und danach warten wir einfach mal ab, was passiert. Wahrscheinlich werden wir wie üblich eine Pause einlegen und erst mal getrennte Wege gehen. Anschließend machen wir uns dann schon wieder Gedanken über ein neues Album. Und vom heutigen Standpunkt aus, wüsste ich nicht, warum es das nicht geben sollte.

Dave, wie geht es Dir inzwischen? Nimmst Du immer noch an therapeutischen Sitzungen teil?

Dave Gaham: Ja, das muss ich einfach. Wenn ich weiterhin sauber bleiben will, muss ich auch daran arbeiten. Eben mit derselben Energie, die ich aufgewendet habe, um täglich high zu werden. Und diesen Zustand zu vermeiden, ist viel einfacher, als ihn herbeizuführen. Derzeit fühle ich mich wie neugeboren. Ich lerne endlich, das Leben zu akzeptieren und mich nicht auf irgendwelche Hilfsmittel zu verlassen, die es im Grunde nur verdrängen oder ausschalten sollen. Ich habe mir einen komplett neuen Freundeskreis gesucht. Ich umgebe mich nur noch mit Leuten, die clean sind.