Neue Videos


Als Superstar Prince in seinem Filmdebüt „Purple Rain“ in die deutschen Kinos kommen sollte, da wurde der Start so lange hin- und hergeschoben, bis der bombastische US-Erfolg fast vergessen war. Der Video-Start ist jetzt für den 1. Juni angekündigt. Mal sehen, ob das klappt. Auf jeden Fall wird auch auf Video die für den deutschen Markt gekürzte Fassung von „Purple Rain“ zu sehen sein; einige im Original recht deftige Szenen zwischen Apollonia und Prince fielen hier der Schere zum Opfer. Daß der kleine Mann auf der Bühne mindestens ’ne mittlere Sensation ist, muß ja nun auch nicht mehr erläutert werden. Und ob man’s glaubt oder nicht, ME/Sounds verlost drei „Purple Rain“-Videos! Jawoll! Postkarte an die Redaktion, den bürgerlichen Namen des Hauptdarstellers als Stichwort angeben, und schon ist man dabei. (Warner / Video Collection: deutsche Version DM 99,90 über Import: Originalversion 179,-) Außerdem bei Warner in diesem Monat erschienen: Eine neue Zusammenstellung diverser Clips mit dem Titel „Hit Videos 2“ (49,90) – unter anderen sind vertreten: Alphaville, Opus, Modern Talking und Humpe&Humpe Die RCA/Columbia hat mit Rick Springfield rechtzeitig vor seinen Festival-Gigs noch ein As im Ärmel („Beat of the Live Drum“) für 78 Märker.

Zeichentrickfans werden mit Sicherheit auf „Rock & Rule“ abfahren. Ein hervorragend gemachtes Zukunftsmärchen mit der Musik von Lou Reed, Debbie Harry, Iggy Pop, Earth Wind & Fire, das alle Voraussetzungen zum Kultstatus besitzt. (Embassy: DM 99,-) Weiter bei Embassy: Kool & The Gang „Live in Concert“ für 49 Mark – bester Stoff für müde Beine oder gähnende Parties!

Bei den fleißigen Importeuren ist – fast schon traditionell – ein breiteres Angebot zu begrüßen: Chaka Khan groovt sich durch „This Is My Night“ (Clips & Live), Elvis Costello zeigt sich in „The Man“ einmal mehr von der Schokoladenseite – nämlich live, die Prunk-Rocker von Queen zeigen ihren vielumjubelten Gig vom monströsen „Rock in Rio“-Festival vom Januar („Live In Rio“).

Ebenso der härteren Gangart verpflichtet, fühlen sich seit ewigen Zeiten die britischen Hard-Rocker Deep Purple, die zur Zeit ja ein beachtliches Comeback feiern. Auf dem 30-minütigen Live-Video „Rises Over Japan“ sieht und hört man „Highway Star“, „Burn“ und „Smoke On The Water“ – doch Vorsicht! – bei diesem 1975 aufgenommenen Material handelt es sich um die Besetzung Glenn Hughes, David Coverdale, Tommy Bolin, lan Paice und Jon Lord!

Frank Sinatra kann man nun auch im Wohnzimmer studieren; vor allem Trendsetter können sich an seinen früheren „Classics“ ein paar Lektionen in Coolness geben lassen.

Eher hektisch geht’s bei Stuart Copelands „Rhythmatist“-Cassette zu, wo der Polizisten-Schlagzeuger seinem Ruf eines wahren Animals an den Trommelfellen gerecht wird.

Drogen-Legende Johnny Thunders betitelt sein erstes Live-Video treffend „Dead Or Alive“ (alle 79,-) Blieben noch zwei Clip-Compilations: Zum einen „unsre“ Hannoveraner Scorpions „First Sting Video EP“ und die eher ruhig/melancholischen China Crises („China Cnses/6 Clips“) (beide 49,-). Nun zu den Spielfilmen:

Daß „Karate Kid“ kein Film aus der gängigen Kung-Fu-Karate-Massenware ist, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Regisseur John Avildsen („Rocky“) erzählt die Geschichte des 16jährigen Schülers Daniel (Ralph Macchio), der aus dem Norden in das sonnige Kalifornien kommt. Der Empfang dort ist alles andere als warm. Besonders ein Trupp motorradfahrender blonder Hünen hat es auf den zierlichen Daniel abgesehen. Ihr Anführer Johnny, eine seelenlose Karate-Kampf-Maschine, demütigt den wehrlosen Neuling fast nach Belieben.

Bis sich der alte, unscheinbare japanische Hausmeister Miyagi als Karatemeister entpuppt. Er erklärt sich bereit, Daniel zu unterrichten. Das beginnt ganz anders, als der sich das vorgestellt hat. Kein Zertrümmern von Ziegelsteinen und Holzblöcken mit der Handkante. Statt dessen: Auto polieren und Fußbodenschleifen. Miyagis Kommentar: „Oberstes Ziel in der Kunst des Karate ist nicht Sieg noch Niederlage der wahre Karatekämpfer erstrebt die Vervollkommnung seines Charakters.“

Was aber nicht heißt, daß der kleine Hausmeister nicht kräftig zuschlägt, wenn’s drauf ankommt. Vor den Dreharbeiten zu „Karate Kid“ hatte Miyagi-Darsteller Noriyki Morita von Kampfsport ungefähr so viel Ahnung wie Ronald Reagan vom Marxismus-Leninismus. Gar keine. Aber Morita ist der bessere Schauspieler. Den Karatemeister nimmt man ihm ebenso ab wie den Hausmeister. Dafür wurde er in diesem Jahr mit einer „Oscar-Nominierung belohnt (RCA/Columbia).

Jerry Lewis hat in Frankreich eine ganze Menge Bewunderer. Das mag ihn bewogen haben, die Hauptrolle in der französischen Action-Komödie „Detective, Detective“ zu übernehmen. Lewis spielt einen offensichtlich vertrottelten Polizisten aus Las Vegas, der im verträumten Straßburg in diverse Turbulenzen verwickelt wird. Der Film bekam im Ausland so vernichtende Kritiken, daß er hierzulande gar nicht erst in die Kinos gebracht wurde.

Das Medium Video bietet jetzt jedem Jerry-Lewis-Fan und davon gibt es auch bei uns eine ganze Menge – die Möglichkeit, die entstandene Bildungslücke zu schließen. Unter dem Titel „Jerry, der total beknackte Cop“ ist „Detective, Detective“ bei Constantin Video erschienen.

Um die Doppelbelastung Beruf/Haushalt geht es in der US-Komödie „Daddy! Daddy! Fünf Nervensägen und ein Vater“ (CBS/Fox). AI Pacino spielt einen erfolgreichen Bühnenautor, der von seiner genervten Frau verlassen wird. Plötzlich muß er nicht nur seine Schauspielerfreundin mit Hauptrollen, sondern auch noch den heimischen Herd und fünf muntere Sprößlinge versorgen. Diese Zerrissenheit spiegelt sich schon in der deutschen Übersetzung des Titels wieder: „Daddy! Daddy!“ heißt im Original „Author! Author!“.

Nur ganz kurz im Kino lief John Milius 1 Faschisten-Opus „Die rote Flut“ (Warner). Wegen zahlreicher Unmutsäußerungen eines aufgebrachten Publikums wurde der Film schnell wieder zurückgezogen. Milius, der sich selbst einen „Zen-Faschisten“ nennt, zeigt uns wie es nach einem Einfall der „Roten“ in Amerika zugeht.

Ansonsten trägt man schwarz im Monat Juni: „Die schwarze Windmühle“ ist ein Spionagethriller von dem einstigen Clint-Eastwood-Förderer Don Siegel („Dirty Harry“, „Coogan’s Bluff“ u.a.). Michael Caine spielt einen britischen Geheimagenten, der nebenbei auch noch Familienvater ist. Eine Rolle, die ihn zwischen alle Fronten geraten läßt (CIC).

„Schwarzes Venedig“, ein Thriller aus der italienischen Horrorfilmfabrik verlegt die Geburt des Teufels-Sohnes diesmal in die dem Untergang geweihte, geschichtsträchtige Lagunenstadt (CBS/Fox). Unter dem Titel „Der schwarze Stern“ bringt VCL John Carpenters Kult-Spacefilm „Dark Star“ noch einmal auf den Markt.

Dazu als Kontrast: „Weisse Bestie“ („White Dog“). Es geht um einen Killerhund, der von seinem rassistischen „Herrchen“ auf Menschen anderer Hauptfarbe abgerichtet wurde und jeden Farbigen anfällt. Auch Sam Füllers Geschichte über Rassenfanatismus hatte es in den Kinos nicht leicht. Bisher war er in den USA nur wenig, und in Deutschland nur auf einigen Festivals zu sehen (CIC).

„Dog Day ein Mann rennt um sein Leben“ (MGM/UA) ist gerade erst im Kino angelaufen. Lee Marvin spielt einen US-Gangster, der sich samt Millionenbeute in einem trostlosen Kaff an der französischen Westküste versteckt hält. Natürlich bleibt das Geld nicht lange unentdeckt. Neben Marvin spielen Miou Miou und Ex-Blechtrommler David Bennent die Hauptrollen.

„Auf der Suche nach Mr. Spock“ ist das dritte Kinoabenteuer der Raumschiff-Enterprise-Besatzung, die ursprünglich auf dem Fernsehschirm zuhause war. Dorthin kann man Spock, Kirk und Co. jetzt per Videocassette zurückbeamen („Star Trek III“, CIC).

Und noch ein Kultfilm: „Repo Man“, ironische Story um einen Autoknacker, der sein Handwerk fast legal ausübt. Autokäufern, die ihre Raten nicht pünktlich bezahlen, sind Repo-Man ein Greuel. Wenn sie mal einen Augenblick nicht hinsehen, ist ihr unbezahltes Schmuckstück schon auf dem Weg zu seinem früheren Eigentümer. Der spart aufwendige Gerichtsverfahren, und das ist ihm schon eine fette Prämie für den Repo-Man wert. Aber da ist dieser 64er Chevy, für den es 20.000 Dollar geben soll. Reichlich viel Geld für einen so alten Kasten. Und im Kofferraum dieses teueren 01dies spielen sich die seltsamsten Dinge ab (CIC).

Wer die Ridley-Scott-Filme „Alien“ und „Blade Runner“

gesehen hat. wird sich für den Debüt-Film dieses Regisseurs interessieren: „Die Duellisten“ erzählt die Geschichte einer Männerfeindschaft zur Zeit der Napoleonischen Feldzüge. Die Titelrollen in diesem farbenprächtigen Kostüm-Abenteuer spielen Keith Carradine und Harvey Keitel (CIC).

Videotip des Monats:

Aul der Jagd nach dem grünen Diamanten Es beginnt mit einer unerträglich kitschigen Abschiedszene aus einem Western, die sich als bildgewordene Phantasie einer schwärmerisch-romantischen Bestseller-Autorin (gespielt von Kathleen Turner) entpuppt. Ein Gag, der im Verlauf des Films erst richtig zu wirken beginnt. Denn das, was Regisseur Robert Zemeckis und Drehbuchautorin Diane Thomas als Wirklichkeit auf die Phantasie folgen lassen, ist zehnmal überdrehter als die Fiktionen ihrer schreibenden Heldin.

Zunächst muß sie die traute Sicherheit ihres New Yorker Appartments gegen die Unwirtlichkeit des kolumbianischen Dschungels tauschen, weil ihre Schwester entführt worden ist. In bedrohlicher Situation kommt der verwöhnten Schreibstuben-Abenteurerin ein „realer“ Abenteurer (Michael Douglas) zuhilfe, dessen Qualitäten sie erst später kennenlernt. Dazwischen liegt eine beschwerliche Strecke, die mit dem Verlust italienischer Schuhe und weiblicher Selbstbeherrschung gekennzeichnet ist.

Ein gelungener Cocktail aus Abenteuer, Komödie und Love-Story, der sich selbst nicht so ernst nimmt wie „Indiana Jones“ (CBS/Fox).