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Rockmusik 2009: vom Krankenhaus in den Supermarkt, vom Supermarkt ins Museum. Und umgekehrt.

Dass die Rockmusik eine Ausgeburt des 20. Jahrhunderts ist und eigentlich ins Museum gehört, ist eine nicht nur unter Kulturpessimisten verbreitete Ansicht. Aber ausgerechnet die Totalverweigerer und Punkhooligans THE FALL! In der Londoner SW1 Gallery ist derzeit die Ausstellung „Paintwork #2“ mit Bildern von Malern zu sehen, die sich von The Fall inspirieren ließen, u.a. Werke von Anthony Frost, der mit Mark E. Smith befreundet ist und einige Vorlagen für Plattencovers lieferte. Ein Fall fürs Museum wäre streng genommen auch die Gitarre gewesen, die sich Duncan Lloyd (MAXIMO PARK) in Newcastle klauen ließ – schließlich hat auf der braun-goldenen Gretsch vor Jahren mal/QE STRVMMER gespielt. Fürs Wiederbeschaffen bietet Lloyd eine großzügige Belohnung; Hinweise an maximopark@warprecords.com. Museal oder nicht, in Supermärkte passt nach Ansicht einiger Ketten der Branche das neue Album der MANIC STREET PREACHERS nicht hinein, weil Lucian Freuds Covergemälde Kunden verschrecken könnte. Deshalb soll JOURNAL TOR PLAGUE LOVERS in „neutralen“ Tüten versteckt werden, was James Dean Bradfield „bizarr“ findet: „Nackte Arschbacken und Knarren gehen überall, aber wenn man ein Kunstwerk zeigt, flippen die Leute aus.“ Nicky Wire übrigens wollte das Album gar nicht veröffentlichen, weil das „ein noch stärkeres künstlerisches Statement“ gewesen wäre, konnte sich aber nicht durchsetzen. Für Supermärkte nicht geeignet wäre mit Sicherheit ein neues Projekt von Y0K0 ONO: Die Ausstellung „John Lennon: The New York Years“ zeigt u.a. die blutgetränkten Textilien, die Lennon trug, als er ermordet wurde. Ono ließ verlauten, dies falle ihr schwer und sie fürchte, dafür kritisiert zu werden. DurchJOHN LENNONs museal aufbereitetes Kindheitszuhause in Liverpool flanieren massenweise Touristen selten lässt einer vorher seinen Agenten anrufen und einen Termin vereinbaren, so wie kürzlich ein Herr namens DYLAN, der verlauten ließ, er würde auch gerne mal mit PAUL MCCARTNEY Songs schreiben. Nicht unbedingt museumsreif, aber Geschichte ist die Zusammenarbeit von Brian May, Roger Taylor und Paul Rodgers ais“QUEEN & PAUL RODGERS“, die laut Rodgers „von Anfang an nur auf Zeit“ geplant war. Anständige Queen-Fans hören es mit einem Seufzer der Erleichterung. Hineeeen träumt Stewart CoDeland schon von der nächsten/’OZ/CE-Reunion,fügt allerdings hinzu, man solle so was „nur alle 20 Jahre machen“. Was vielleicht keine gute Idee ist: Dann wäre der Trommler mit 77 immerhin ein Stück jünger als Sting (78) und Andy Summers (86). Dabei macht sich doch das Alter schon bei jüngeren Nichtmehrganznewcomern bemerkbar – insbesondere bei Vokalisten: THE SPECIALS (Halsentzündung bei Terry Hz\)JANE’S ADDICTION (Muskelriss bei Perry Farrell), MORRISSEY, DEPECHE MODE (Magen-Darm-Grippe bei Dave Gahan) mussten in letzter Zeit Tourneen unter- oder abbrechen. Jüngere trifft’s auch manchmal, z.B. ART BRUT (Eddie Argos zog sich auf der Bühne in Amsterdam einen Hexenschuss zu) und THE RIFLESdie allerdings keine Probleme mit der Gesundheit haben, sondern überstürzt aus Italien abreisten, weil der Tourpromoter mutmaßte, Drummer Grant Marsh habe mit seiner Frau geflirtet. Nicht ganz unerwartet hingegen der Konzertabbruch von AMY WINEHOUSE in ihrem „Ferien“-Domizil St. Lucia. Schuld waren angeblich technische Probleme – und nicht etwa die Unmengen Alkohol, die Amy neuerdings (laut ihrem Vater) statt ihrer gewohnten Drogen konsumiert. Ähnliche Gewohnheiten in möglicherweise moderaterem Maß hatte früher auch EMINEM – bis er Rat und Hilfe ausgerechnet bei der einst weltberühmten Puderdose ELTON JOHN fand, der ihn heute noch berät, allerdings nur“/’n Karrierefragen“. Vielleicht trotzdem kein Zufall, dass Eminem Freunden zufolge derzeit einen harten Junkfood-Entzug macht. Ganz im Gegensatz zu Dominic Masters (THE OTHERS). Der twitterte neulich sein Frühstücksmenü um den Erdball: „eine Tüte Salt-&-Vinegar-Chips-Stäbcben, eine Packung gesalzene Erdnüsse, ein Chicken-Tikka-Sandwick und noch eine Tüte gesalzene Hula Hoops“. Ob in diesem Fall Schnaps und Drogen nicht doch die gesündere Wahl wären?