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Oh – Du Mein Österreich! Wo sonst kann ein schuldig gesprochener Gesetzesbrecher vom zuständigen Unterrichtsminister mit einem „Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst“ ausgezeichnet werden??? Noch vor ein paar Jahren schrien die Behörden der seligen Alpenrepublik Zeter und Mordio, als „bad ol’blue eyes“ Frank Sinatra mit zwei Millionen Dollar cash im Köfferchen nach einem Gig das Weite suchte, ohne den Herrschaften vom Finanzamt einen Besuch abzustatten. Doch so munter wie verdrecktes Wasser die ach so graue Donau hinterpritschelt, so schnell wird man in diesen Breiten zum wohltätigen Nationalhelden: Kaum konzertiert Frankie unter Gagenverzicht für behinderte Kinder – schon drückt ihm Minister Moritz (etwa der von Max und…?) einen Verdienstorden an die Brust. Was für ein Land…

Nicht gerade „ausgezeichnet“ fühlte sich hingegen der Alex von Oriental Experience nach unserem „Kellerkinder“-Report in der September-Ausgabe von ME/Sounds. Seiner Meinung nach wurden die Vertreter „Deutschlands 2. Rockliga“ auch als zweitklassige Musiker präsentiert, was laut Alex einfach nicht stimmt. Gerade durch das Herumtingeln hätten sich Bands wie Oriental Experience, Franz K., Bröselmaschine etc. einen Kontakt zum Publikum erspielt, von dem viele Superstars nur träumen könnten. Haste recht, Alex…

Und so geschah’s, daß U 2 ihre für Oktober geplante Tour durch die BRD B.R.Digten! Grund: Angeblich sind die irischen Kreuzritter von der Konzertreise durch Australien total abgenervt. So verschob man kurzerhand die Gigs in den Januar ’85. Siehst Alex?… Musiker zu werden ist nicht schwer, Missionar zu sein dagegen sehr!

Manchmal ist’s sogar noch schwerer, Promotionarbeit bei Plattenfirmen zu leisten. Davon kann die Presseabteilung der Münchner Ariola ein Liedlein trällern. Paul Morley, 27jähriger Ex-NME-Schreiber und Chef-Stratege von Frankie Goes To Hollywood, ließ sich nicht nehmen, per Telefon lautstark seine Meinung über bundesdeutsche Vermarktungsmethoden kundzutun. „Alles Penner!“ rief der agile Mann und drohte sein baldiges Erscheinen an, um FGTH hierzulande endlich den Pressewirbel zukommen zu lassen, den die Liverpooler Radaubrüder letztlich verdienen…

Mittlerweile sind seine Schützlinge nun doch in Hollywood gelandet, wo Hitchcock-Schüler Brian de Palma („Dressed to Kill“) ein Remake des Relax-Videos dreht. Übrigens wird das Debüt-Doppel-Album WELCOME TO THE PLEASURE DOME Coverversionen von Burt Bacharachs Schmalz-Klassiker „Show Me The Way To San Jose“ und Springsteens „Born To Run“ (!) enthalten.

Weiter in der Sparte „Ungewöhnliches“:

Tina Turner, die Großartige, wird demnächst (… auch der geübte „News“-Konsument möge nun de Atem anhalten…) eine Hauptrolle in George Millers „Mad Max III“ übernehmen und außerdem ein paar Songs beisteuern.

Mark Hollis, witzelnder Ober-Talk Talk-Quassler, lähmte es doch glatt die sonst so flinke Zunge, als der gute Mann bemerkte, daß die Freundin mit seinem Allerliebsten enteilte. Flugs telefonierte Mark nach London, um über dünkeiste Kanäle und hundert Umwege per Luftfracht seine grüne Nickelbrille (!) nach Germany einbiegen zu lassen, ohne die der Ärmste keinen Schritt mehr tun mag…

Unter ganz anderen Umständen mußte Heaven 17’s Glenn Gregory auf die natürlichste aller Fortbewegungen verzichten. Eine böse Knieverletzung machte eine Operation und einen längeren Krankenhausaufenthalt notwendig, was alle Promotion-Aktivitäten für das neue 17-er Album auf Eis legte.

Gut zu Fuß zeigte sich die Kanadierin Lisa Dalbello, die von einigen ME/ Sounds-Mitarbeitern durchs Münchner Nachtleben gezerrt wurde und dabei ausführlich deutsche TV-Macher lobte: „Nirgendwo gibt man sich soviel Mühe, die Vorstellungen der Künstler zu realisieren“, meinte Lisa, die in Zusammenarbeit mit Mick Ronson – (Ex-Spiders from Mars) eine bemerkenswerte Debüt-LP fabrizierte.

Ja, und da wäre noch dieser Typ mit dem „Miss Piggy“-Locken bis zur Hüfte, der auf den Namen Dee Snider hören soll und bei einer Band namens Twisted Sister singt. Ein Musikerkollege entflammte seine Zigarrette zu nah an seiner Lockenpracht-und sogleich roch’s gar garstig. Und…

…so mußte der Sänger Haare lassen und waren’s auch nur ein paar – er könnt‘ es nicht fassen!

Dee grollte und schrie wie wild und litt – und gab dem Zündler in den Arsch einen Tritt

Rod Stewart

„Some guys have all the luck“, scheint der alte Schlawiner da gerade zu denken. Die Scheidung von seiner verflossenen Flamme Alana ist noch nicht über die Bühne, Sa schneit schon das nächste blonde Gift ins Haus: Top-Modell Kelly Emberg. Den Ehehafen aber, so schwört das gebrannte Kind, will er so schnell nicht wieder ansteuern; “ Sollte ich je wieder heiraten, werde ich meinen Freiraum verteidigen. Wenn ich mit den Jungs mal einen heben gehe, möchte ich nicht anschließend mit der Küchenrolle einen üben den Schädel bekommen.“

Wenig Freude hatte er auch mit seinem Busenfreund Jeff Beck, der er nach Jahren der Trennung unter Tränen wieder in seine Band zurückgeholt hatte. Nach sieben Konzerten der laufenden US-Tour war der Honeymoon schon wieder vorbei: „Jeff mußte feststellen, daß sein Material beim Publikum nicht sonderlich ankam. Er ist inzwischen der Meinung, daß – im Vergleich zu mir und meinem Publikum seine Musik nicht modern genug ist. Deshalb stieg er aus. Ich war anfangs natürlich sauer, aber gute Freunde bleiben wir doch.“

1982, bei seiner letzten TV-Show, harrten 14 Millionen Bundesbürger wie gebannt vor den Schirmen aus jetzt endlich ist er wieder da! Geehrt mit dem „Silbernen Löwen“ von RTL und dem „Goldenen Star USA“ als beliebtester deutschsprachiger Künstler in den Staaten, zündete seine neue Super-Single „Das werden wir alles überleben“ (Rückseite: „Die Sonne scheint für Millionen“) einer Pershing gleich in alles überstrahlende Verkaufs-Stratosphären. Als Abschußrampe erwies sich eine ZDF-Show mit dem programmatischen Titel „Laß das mal den Tony machen“, Und da auch wir dem wohlgenährten Dauergewellten unser vollstes Vertrauen schenken, haben wir einen Tony Marshall-Fanclub ins Leben gerufen, der unter dem Vereinsnamen „Wir küssen deine Würstelfinger“ Ordnungsgemäß bei der zuständigen Behörde angemeldet wurde.

Wechseln wir zu verträglicheren Dingen. Das ZDF („unser“ Programm) rüstet für eine weitere „Rockpop in Concert“-Schlacht und kann für den 20. und 21.11. in der Dortmunder Westfalenhalle wieder mit ganz guten Namen glänzen. Die Cars, U2, Talk Talk, Billy Squier, Kool & The Gang und mit mittlerem Fragezeichen Cyndi Lauper geben sich die Ehre einer Aufzeichnung, die am 12. Januar 1985 in die Kanäle gejagt werden soll.

Und der Hessische Rundfunk wird am 23.11. in der Frankfurter Festhalle einen bemerkenswert flotten Dreier auf MAZ bannen: Klaus Lage, BAP und The KINKS (!!!). Es handelt sich um eine Schnapsidee der Herren Lage und Niedecken, die, with a little help from Tour-Manager Balou, die Sensation perfekt machten und Ray Davies samt Mannschaft für einen Gig nach Frankfurt lotsen!

Neues von Vinyl-Bepressern: Nachdem die Polizei in den nächsten Wochen ein Live-Album abmischt, will Stachelbulle Sting uns anschließend ein Solo-Werk bescheren… Jeff Beck kommt im Januar mit einer neuen Rille: GET WORKIN‘, vom chicen Nile Rodgers produziert und mit Gaststars wie Carmine Appice und Rod Stewart besetzt… Maurice White, Herrscher über Erd, Wind und Feuer, will unter der Regie von Trevor Horn (bitte nicht, Maurice) ein Soloalbum herstellen … Beim nächsten Jean Michel Jarre-Opus ZOOLOOK werden Laurie Anderson und Adrian Belew mitwerkeln … Status-Quo-Drummer John Coghlan gründete eine neue Band mit Namen Partners in Crime.

Jan Akkerman wird uns mit FROM THE BASEMENT beehren, Harfenzupfer Vollenweider hat selbiges mit WHI-TE WINDS vor. Mehr schwarzes Plastik von den Stranglers (jawoll, es gibt sie noch!) AURAL SCULPTURE und Marvin Gaye (die letzten regulären Studiotapes): LIFE SYMPHONY (dümmeren Titel gab’s wohl nicht!).

Eher rätselhaft ist Nik Kershaws neue LP! THE RIDDLE (zu deutsch: Das Rätsel) soll irgendwo ein solches verbergen, das der kleine Nik nur dann zu lösen bereit sein wird, wenn dieses Album die ersten Chartsplätze belegt.

Und immer für ein paar lustige Songs aus dem Ländlichen gut: Die Original Fidelen Mölltaler kommen mit ihrem neuen LP-Reißer ICH SCHENKE DIR EIN EDELWEISS…

Abteilung „völlig verblödet“: Wir alle hatten uns drauf gefreut! Nachdem wir Mitte August in den Genuß einer Pressvorführung des Prince-Filmes „Purple Rain“ kamen, waren alle davon überzeugt, daß hier ein Knüller auf uns zukommt. Als offizieller Start in den Kinos wurde die erste Novemberwoche angegeben. Hä, hä, denkste! Plötzlich hieß es aus obersten Manager-Etagen, daß wir Europäer ruhig bis März/April ’85 auf das Ereignis warten können.

Dann will nämlich Prince & The Revolution auf ausgedehnte Europa-Tournee gehen und gleichzeitig den Film promoten.

Lange Gesichter und Kopfschütteln allerorten. Und dann – siehe da – geht’s auf einmal doch! Letzter Stand bei Redaktionsschluß: Purple Rain kommt! Im November! Zur gleichen Zeit also wie ein anderer Musik-Meister-Film, nämlich „Stop Making Sense“ von den Talking Heads, der ebenfalls im November in deutsche Kinos kommt.

Noch ein paar interessante Torneen, die auf unserem Kalender keinen Platz mehr fanden (oder zu spät eintrudelten!): Southside Johnny (5.-8. 11.), die Dissidenten (25.10.-11.11.), der reizende Beauty Contest geht mit den Painless Dirties „irgendwann im November“ (sagt Alfred Hilsberg) auf Reisen und soeben erreicht uns die Meldung, daß Tina Turner, die Phantastische, im März hiesige Bühnenbretter erzittern lassen wird.

Abschließend beweisen wir wieder einmal unsere grenzenlose Großzügigkeit! ME/Sounds hat weder Kosten noch Telefonate gespart, um dem ehrenwerten Njuhs-Konsumenten wunderbare Dinge zukommen zu lassen. Zehn (in Ziffern: 10!) Picture-Discsdes Ray Parker jun. Hits „Ghostbusters“ warten ungeduldig darauf, endlich auf den Postweg befördert zu werden. Man nehme: Eine Postkarte, schreibe das Kennwort „Ghostbuster“ drauf und flugs! schon kommt die Scheibe ins Haus… (Vorausgesetzt, man ist schnell und unter den ersten 10).