Operation Fieselschweif


Am Anfang habe er sich gefühlt wie der Chef einer Pfadfindertruppe, sagt Stuart Murdoch. Der Oberstwaldmeister von Belle & Sebastian über Gott, zehn Bandjahre, Chaos hinter der Niedlichkeit und seinen Wunsch, sich in Debbie Harry zu verwandeln. Text Josef Winkler

Da braucht man nicht groß rumtun: Da kann man sich freuen. Belle &. Sebastian sind mal wieder da. Zehn Jahre, nachdem sich die Keimzelle der Band in einem staatlich geförderten Produzentenkurs in Glasgow zusammenfand und neundreiviertel Jahre nach ihrem Debüt TIGERMILK erscheint am 2. Februar das siebte Album der Schotten. Mit den raffinierten, Northern-Soul-angefixt federnden Songs auf THE LIFE PURSUIT gehen Belle & Sebastian den Weg konsequent weiter, auf dem das letzte Album dear catastrophe waitress 2003 ein so entzückender Meilenstein war: von den verhuschten Folkpop-Lieblingen zu den mit manchem Wasser gewaschenen Lieferanten von selbstbewußten, smarten Pop-Schnitten freilich ohne einen Deut ihrer Liebling-Tauglichkeit einzubüßen und ihren souverän gehaltenen Sonderstatus als eine der beständigsten Kräfte im britischen Pop zu verraten. Den Sommer in Los Angeles, wo THE LIFE pursuit aufgenommen wurde, hört man dem Album an. Fans der melancholisch-folkigen B&S-Oldschool müssen aber nicht trauern, sagt Stuart Muidoch; er hat da noch was im Hinterkopf. Überhaupt: Murdoch. Es ist ja nun nichts neues mehr, daß Belle &. Sebastian Interviews geben. Aber seltsam fühlt es sich doch an, daß man sich heute einfach in München in eine Tram setzt und mal eben rauffährt nach Schwabing, um den Kopf dereinst „publicity-scheusten Band der Welt“ zu treffen, von dem man in der ersten Zeit, da man verzückt seine Platten hörte, nicht einmal genau wußte, wie er aussieht. So muß sich das in den 6oern angefühlt haben. Das einstige Phantom, 37 mittlerweile, sitzt da, Füße auf der Couch, spricht mit sanftem schottischem Akzent, wirkt in sich ruhend, lacht oft, ungefähr der sympathischste Mensch der Welt. Und zeigt nur einen einzigen (mild) exzentrischen Zug: seine Bitte, das Interview bei von ihm bevorzugtem „natürlichem Licht“ zu führen, was dem Treffen ob des wolkenverhangenen Wintertags draußen vor den Fenstern des Hotelzimmers eine etwas matte Atmosphäre verleiht.

Ist das die umfangreichste Promo-Reise, die du je absolviert hast? Drei Termine allein in Deutschland, du warst ja auch schon in Köln und Berlin …

Ja. Und ich war auch schon in Japan. Letzte Woche.

Oh. Eine „Lost In Translation-Situation“ ?

Ja, doch. Es ist lustig: Ich war schon vor „Lost in Translation“ da gewesen, und der Film kam der Wahrheit ziemlich nah. Ein Typ aus dem Westen checkt in ein nettes Hotel in Tokio ein. Und erlebt komische Sachen.

Hat man da Übersetzer oder wird englisch gesprochen ?

Einige sprechen englisch. Aber ich hatte auch eine Übersetzerin, eine seltsame Frau, ich mochte sie. Sie war so gelangweilt von den Fragen. Wir waren da bei einem großen TV-Sender, und sie gaben ihr eine Liste mit Fragen, die in der Show abgehandelt werden sollten. Und meine Freundin, die dabei war, sagte : Frag ihn nach seinem Apartment in L.A.!

Dein Apartment während der Aufnahmen in Los Angeles? Was war damit?

In der Wohnung gegenüber wurde die ganze Zeit irgendwas gefilmt, und ich dachte erst so: Wie nett, da kommt man nach Los Angeles und gegenüber wird ein Film gedreht! Wie man sich’s vorstellt, so ein künstlerisches Umfeld… Nach ein paar Wochen war’s dann so: Mann, das muß aber eine lange Szene sein! (lacht) Das Ding ist: Die drehten da in einem fort Pornos. Und dann sitze ich da in Japan in einer Fernsehshow und die Übersetzerin fragt mich mittendrin unvermittelt nach dieser Porno-Sache. Weil ihr langweilig war. War ein guter Lacher.

Die neue Platte ist harter als alle davor. Wart ihr bewusst weniger lieblich ?

Also … Was das Liebliche, Hübsche angeht: Ich mag Hübschheit, Isobel mag Hübschheit. Wir haben da sehr ähnlichen Geschmack. Seit Isobel aus der Band raus ist, halte ich allein die Fahne für das Hübsche, Schöne, Liebliche hoch. Das war ein bißchen ein Kampfund auf dieser Platte … habe ich der Band nachgegeben, in gewissem Maß. Aber ich find’s auch nicht schlimm. Ich hab noch ein anderes Projekt im Kopf, bei dem ich mich mehr aufs Orchestrale konzentrieren werde. Holzbläser, Streicher.

Ein „Soloprojekt ?

Nein, was mit anderen Sängern. Ich werde wohl die Songs schreiben und produzieren. Das hatte ich im Hinterkopf, als wir die neue Platte schrieben. Ich war ganz froh darüber, der Band ihren Schwung zu lassen, eine toughere Plattezumachen. Wir wollten in diese Richtung gehen. Die Platte ist weniger pretty, aber das mache ich ein andermal wieder.

Isobel und du-ihr wart also das Herz der..alten Belle & Sebastian?

Laß es mich so sagen: Isobel und ich hatten geschmacklich viel gemein und so hatte ich eine Verschwörerin in ihr. Und da war es leichter, das der Band nahezubringen. Jetzt ist sie weg, und das ist in vieler Hinsicht ein Vorteil, aber ich vermisse sie manchmal. Ich vermisse es, in ihr einen partner in crime zu haben. Aber ich sollte da nicht zu nostalgisch sein, weil mir auch klar ist, daß wir uns die ganze Zeit gestritten haben.

Man liest ja immer nur kleine Hinweise darauf, wie kompliziert und schwierig die Beziehung zu Isobel in der Band war.

Ja, es war komplex. Es hat sechs Jahre gedauert, bis ich durchgeblickt habe.

Du hast mal gesagt, daß die Band anfangs so zurückgezogen agierte, weil ihr solche Probleme mit euch selbst hattet, daß ihr darüber nicht auch noch reden wolltet. War es so schlimm ? Denn was draußen ankam, war freilich etwas völlig anderes: das Bild einer netten, hippiesken Freundes-Clique.

Die ersten Monate mit der Band waren himmlisch. Von Anfang 1996, über tigermilk bis in den Sommer hinein. Für mich war es das Paradies, perfekt. Wir waren high von uns selbst, daß wir uns getroffen hatten. Mit den Aufnahmen zu (B&S zweitem Album; Anm.d.Red.; Diskographie siehe S. zy) if you’re feeling sinister änderte sich das. Wir fingen an, uns kennenzulernen. Weil wir eine Band werden mußten. Davor waren wir einfach Kids, die zusammen spielten. Aber nach SINISTER wollten Leute uns sehen, Plattenfirmen wollten uns signen, Journalisten wollten mit uns reden … einiges von der Unschuld war weg. Und wir mußten uns entscheiden, ob wir das als Job machen wollten. Ich wollte absolut, das war genau das, worauf ich gewartet hatte. Für Isobel und Chris (Geddes; Keyboards und Klavier) sah es anders aus.

Sie waren so jung und quasi rausgepflückt aus dem, was sie bisher machten. Und Stevie (Jackson; Gitarre, Gesang) war gerade in einer Band gewesen und wollte nicht schon wieder eine. Richard (Colburn; Drums) wollte es tun, aber Stuart David zum Beispiel war schon älter als wir alle und wollte eigentlich sein eigenes Ding machen … es war schon schwierig.

Jeder ließ also etwas zurück, was er gemocht hatte.

Na ja, es war nicht gerade so, daß eine Art Jesus-Figur ankam und rief.

„Legt eure Netze weg und folget mir nach , aber…

Diese Jesus-Figur, die die Fischer zur Nachfolge ruft, wärst du gewesen.

Nein! (lacht) Streich das! Was ich meine, ist: Wir folgten der Musik. Wie wär’s damit? Ich möchte ja nicht kitschig werden, aber so war’s: Laß‘ alles stehen und liegen und schließ‘ dich dieser Band an!

und dann wurde es kompliziert. Wie wenn man mit Leuten in eine WC zieht.

Ja, aber stell dir vor, du ziehst nicht nur in eine WG, sondern arbeitest mit denen auch noch im selben Büro. Da lernt man sich schnell kennen.

Ist die Band, wie sie jetzt ist, konsolidiert?

Ja, das war ungefähr der Fall, als Bob (Kildea; Nachfolger des 2000 ausgestiegenen Stuart David am Baß) dazu kam. Er hat sehr geholfen. Hast du je ein Bedürfnis verspürt, von dem niedlich-lmage wegzukommen?

Für die letzte Zeit stimmt das: Ich wollte nicht immer über die selben alten Sachen singen. Und ich wollte mich als Teil der Band fühlen. Anstatt dieses … Hippie-Kollektives, wie du es nennst…

… was ich positiv meine.

Oh, nein, klar: Das war phantastisch damals. Versteh mich nicht falsch. Aber die Jahre vergehen, und irgendwann dachte ich: Okay, ich bin immer noch in dieser Band. Ich könnte jetzt auch mal versuchen – was weiß ich—, so was wie Debbie Harry zu sein. Mich mal richtig drauf einlassen. Schauen, ob man seinen Platz in der Popgeschichte einnehmen kann.

Wann ging dieses Umdenken los ?

Als Bob dazu kam und wir anfingen, mehr zu touren, live zu spielen. Auf einmal wollte ich mehr der Sänger sein. Und … gut sein in Popmusik.

Ich habe euch zum ersten mal 1999 in London gesehen, und dos war genau, was ich erwartet hatte: eine Gruppe, aus der niemand herausstach – schon gar nicht du, du warst irgendwo hinten am Klavier -, eine fast gesichtslose Band. Und dann vor zwei Jahren in München war klar, daß du der Frontmann warst. Und Stevie dein Art-Garfunkel-esker Sidekick.

Haha! Das würde ihm gefallen!

Hattest du aber immer den Status des Anführers innerhalb der Band?

Nun, ich schreibe die Songs und die Songs sind das, was anführt. Aber damals war es noch viel mehr ein Kollektiv. Und ich brachte meine ganze Energie auf, die Bandzusammenzuhalten. Ich war mehr wie ein… wie ein Anführer einer Pfadfindergmppe. Jeden bei Laune halten, und die Kids rennen in alle Richtungen davon. Aber ich hab mich da so reingehängt und Stevie und Richard ja auch – weil uns klar war, daß wir Gold in der Hand hatten. Als ich jung war und Fan, konnte ich sehr wohl erkennen, wer etwas hatte – wie die Smiths zum Beispiel – und was Bullshit war. Und als wir mit Belle & Sebastian anfingen, war mir klar, daß wir etwas hatten. Es war wie ein Geschenk. Weil es auch so plötzlich zustande gekommen war. Ich war völlig begeistert. Es war wunderbar chaotisch am Anfang und wir hielten es zusammen, so lange es ging.

Und dann?

(lacht) Und dann fiel es auseinander und veränderte sich.

Eine sehr auffällige Veränderung ist, wie ihr euch seit ein paar Jahren öffnet. Zum letzten Album gab es zum ersten mal auf breiter Front Interviews. Und du führst jetzt ein Online-Tagebuch, in dem du sehr persönlich über Dinge schreibst, die dich beschäftigen. Das steht sehr im Gegensatz dazu, wie man Belle & Sebastian all die Jahre kannte.

Ja. Ich nehme da meinen Platz in der Öffentlichkeit ein. Wie ein Sitz im Indie-Parlament. „So, jetzt diene ich mal eine Zeitlang der Allgemeinheit.“

Was ziehst du für dich selbst daraus ?

Naja. Ich kommuniziere gern, (überlegt) Vielleicht ist mir klar geworden, daß das Reden über die Musik, über meinen Alltag oder Fragen von Fans zu beantworten, daß diese Art Kommunikation viel gemein hat mit Songs. Man versucht, Menschen zu berühren, mit der Musik.

Ich habe gerade diesen „Letter from S.‘ gelesen, den du da reingestellt hast, einen Brief eines Fans, der sich sehr eindringlich mit deiner Arbeit auseinandersetzt. Er liest sich wie ein Brief eines engen Freundes und du antwortest auch sehr persönlich darauf. Und das ganze in der Öffentlichkeit des Internets. Wird das nicht manchmal ein bißchen.. too intense „?

So etwas ist vielleicht ein gutes Beispiel für eine Art stille Übereinkunft, die es von Anfang an gab zwischen uns und den Leuten, die uns gut fanden. Als es die Band etwa fünf Monate gab, spielten wir eine Show, und da kamen zum ersten Mal Leute, die wir nicht kannten. Sehr hip. Wenn man neu ist, kriegt man zuerst die hippen Leute. Sehr hübsche Mädchen. Jungs mit Brillen und Schals, Büchern unter Arm – sehr hip, aber total angenehme, lustige Typen. Und da war von Anfang an diese Verständigung. Das waren Leute wie wir. Und dieses Verständnis hat sich gehalten.

Auf der Website schreibst du, du mußtest die Stones zu deiner Liste von Bands hinzufügen, die lang halbwegs erfolgreich rummachten, bevor sie ihren entscheidenden Schritt taten, wie etwa die Bee Gees und R.E.M. Siehst du Belle & Sebastian auch noch vor diesem entscheidenden Schritt?

Man kann ja immer träumen. Wenn wir nicht von den Möglichkeiten von Popmusik träumen würden, wenn ich nicht jeden Tag aufwachen würde mit dem Gedanken: „Mist! Warum haben wir noch keine Platte gemacht wie Phil Spector? Oder wie Blondie?“ , würde ich aufhören.

Ganz naiv denke ich immer noch, daß wir eines Tages plötzlich noch einen Gang hochschalten und diese Serie von Popsingles raushauen, die ganze normale Leute weinend vor Glück auf die Knie sinken läßt (lacht).

Ich hab gelesen, du sähest die Single „Jonathan David‘ als den Song, mit dem ihr der Perfektion bisher am nähesten gekommen seid.

Ja, da fand ich, daß wir einen wirklichen Schritt nach vorn gemacht hatten. Endlich hatten wir das geschafft: eine starke Single, die aber auch ein paar sehr seltsame Sachen anstellte. Und ich dachte: Wenn ich ein Popfan wäre, würde ich diese Platte kaufen, anhören und denken: „Verdammt! Das ist GUT!“ Und dann hat sie gar niemand gekauft, haha!

Die perfekte Pop-Single ist also das Ziel.

Ja. (begeistert, redet jetzt ah Popfan) Grandiose Songs, die wie aus dem nichts kommen und zeitlos sind. Wo man sich fragt: Wie zum Teufel haben die das hingekriegt? Etwas, das einen so unmittelbar trifft und mitreißt. Man muss das immer weiter versuchen.

Wie lange wart ihr ihr denn eigentlich in Los Angeles?

Zwei Monate. Aber alles war schon vorbereitet, geschrieben und arrangiert. Wir haben 18 Songs aufgenommen. Die Band war nur vier, fünf Wochen da. Ich und Stevie sind dann geblieben, um die Platte mit Tony (Hoffer, der Produzent- Anm. d. Red.) zu mischen. Wir hatten da nicht viel zu tun die letzten Wochen. In dem Studio stand ein schönes Steinwav-Piano,mitdem ich viel Spaß hatte.

Die Vorstellung von Belle & Sebastian im Rock-Moloch L.A. fand ich auch komisch .Aber wie ich höre, wärst du fast mal nach Kalifornien gezogen.

Ich mag das Klima. Und man kommt schnell aus Los Angeles raus in die Berge zum Wandern, man ist gleich am Strand unten. Ich hab mich viel umgeschaut nach alten 5Oer/6oer-Jahre-Diners. Mit tollen Jukeboxes. Und sehr tollen Mädchen. Man kann da sehr viel Spaß haben.

Und kein Heimweh.

Nein, ich habe kein Heimweh. Zumindest nicht auf diesem Trip.

Und du bist auch jeden Sonntag zur Kirche gegangen ?

Oh ja, jeden Sonntag. Ich liebe meine kleine Kirche. Ich bin da früher schon immer hin, wenn ich in Los Angeles war. Ich kriege immer Emails von denen, sie halten mich auf dem Laufenden, (lacht) Du bist da richtig Teil der Gemeinde ?

Ja, ziemlich. Lustigerweise ist das die schwulste Kirche, in der ich je war. Ziemlich hip. Ein Treffpunkt für schwule Christen, sehr nett.

Recht anders, schätze ich mal, als die, in die du in Glasgow gehst.

Na ja, von außen. Aber der Gottesdienst ist schon sehr ähnlich. Der Pastor, er heißt Dan, ist ein sehr guter Prediger. Und er umarm t jeden zum Abschied. Das ist die erste Kirche, in der ich das erlebe.

Das sieht man ja oft in Filmen und das ist wohl tatsächlich so?

Erst war’s etwas komisch, aber nach ein paar Wochen fand ich es total angenehm und freundlich. Man ist weit weg von zu Hause und hat da diese nette Gemeinde, geht mal einen Kaffee trinken oder hängt rum…

Ich höre, du rätst uns zu beten.

Ja. (lacht) Aber auf jeden Fall nicht in einem bekehrerischen Sinn, so „Betet! Es ist wichtig!“ Ich sage: Wenn du et was Zeit übrig hast und es versuchen möchtest, ist es eine sehr interessante Sache. Dubist vielleicht total dagegen oder skeptisch. Aber wenn du dich wegen was schlecht fühlst, dann wette ich mit dir: Wenn du betest, es mit dem Herzen tust, dann wirst du dich … zumindest ein Stück besser fühlen. Es ist sehr interessant. Eine ganze neue Welt, die sich da auftut. Dasselbe gilt natürlich für Meditation, Tai Chi, Yoga etcetera. Das können alles spirituelle Erfahrungen sein. Für manche Leute ist es eine spirituelle Erfahrung, ein Fußballspiel anzuschauen … Praying is a good one, obviously.

Wann ist dir das für dich klar geworden ?

Ich war (zögert) … ich war lange Jahre sehr krank. Ich mußte aufhören zu arbeiten, die Uni abbrechen, alles. Das war so von 1989 bis die Band zusammenkam. Ziemlich die ganzen sieben Jahre war ich krank. Das war das größte, überwältigendste, was mir je passiert ist. Klar: wenn sich deine ganze Welt auf den Kopf stellt. Und in so einer Situation kommen dir Gedanken, die du vorher nicht hattest. Über spirituelle Dinge.

Was ist der Gott, den du dir vorstellst ?

Hm … Ich weiß nicht, ich fühle einfach, daß da etwas hinter dem ganzen Alltäglichen steckt. Ich tagträume gern. Aus diesen Tagträumen kommen die ganzen Songs und Ideen und guten Gefühle. Und ich hab das Gefühl, das ist der selbe Ort, wo ein anderer, größerer Geist wohnt.

Du hast bei der Veröffentlichung von dear catastrophe waitress gesagt, du möchtest jetzt mal ein paar der Falten kennenlernen, in die andere Bands so tappen. Ist das passiert seither?

Naja. Ich suche immer noch, ich bin bemerkenswert unbeeindruckt von dem ganzen. Aber das Problem ist, glaub ich, daß ich immer mehr der Voyeur bin als jemand, der teilnimmt. Ich würde sagen, zu diesen Fallen zählen Alkoholismus, Drogen, Herumvögeln, solche Sachen. Dazu krieg ich meinen Arsch nicht mehr hoch, da bin ich zu alt. (lacht) Und wenn Belle & Sebastian ihren Über-Nacht-Mega-Erfolg abkriegen?

Das würde sicherlich die Perspektive verändern. Aber es wird wohl nicht passieren. Aber das ist ja das schöne an Popmusik: Sie ist nicht planbar. >» www.belleandsebastian.com —