P. Maffay


Angesichts der Berliner 750-Jahr-Feier scheint die internationale Rock-Sonne auch in den Osten hinüber: Santana im „Palast Der Republik“, das „American Rhythm and Soul Festival“ statt im Westen nur im Osten … Soo sensationell ist alles nicht mehr. Superstar hingegen ist nur einer in der DDR: Peter Maffay!

Mania – Massenandrang. 7.000 Tikkets für zwei Konzerte im thüringisch verschneiten Suhl, rund 26.000 für vier Konzerte im jubiläums-rausgeputzten Berlin – aber 600.000 (sechshunderttausend!) Anfragen. Die Nachfrage ist erdrückend die Begeisterung ist ungestüm und direkt; für einige Tage herrscht ein (angenehmer) Ausnahmezustand. Bis zu 48 Stunden Anstehen für die Karten in eisiger Kälte – ein blühender Schwarzmarkt viel Witz im Kampf um den Einlaß in die Halle (Anruf im Hotel: „Ariola Hamburg für Herrn Maffay!“ – „??Ja?“ – „Emschuhligung wir kommen aus Suhl und hüben keine Konzertkarlen ßr heule … .'“ – „Jetzt habt ihr sie!“). Stimmung und Improvisation wie in der Zeitmaschine 21 Jahre zurück, und immer herzlich!

Zum Konzert: Wunderkerzen trotz Verbot, ein immenser Wille, diese Party ausgiebig zu feiern.“.Sonne in der Nacht“ zum Auftakt, das Programm fast wie bei der Tournee im vergangenen Jahr. Neu: Songs vom zweiten TABALUGA-Album. neue Musiker. Carl Carlton an der Gitarre, quirliger Gegenpol zu Frank Diez. Olaf Kühler am Saxophon, statt des erkrankten Eddie Taylor. Gast wiederum: Tony Carey. Sein „That’s What Friends Are For“ und insbesondere „Burning Bridges“ gerieten an jedem Abend zu Höhepunkten der zweieinhalbstündigen Show.

Andere Höhepunkte:“.Mensch aus Stahl“ und“.Die Töne sind verklungen“ ganz frisch, von der Band sehr rockig, im Vergleich zum vergangenen Jahr vom Ansatz her transparenter, abgespeckter angegangen; „Eiszeit“ vielleicht das Lied, welches Gemeinsamkeiten und gemeinsame Angst auf einen Nenner bringt. Hier klingt die Politik mit rein, aufgewertet durch die Anwesenheit des SPD-Hoffnungsträgers Oscar Lafontaine beim dritten Berliner Konzert.

Gute Konzerte, ein enthusiastisches Publikum welches zum Ergebnis fast genausoviel beiträgt wie die ungemein engagierte, über jeden Pop- oder gar Schlagerverdacht erhabene Band. Deutscher Rock und Roll, das „deutsch“ bezieht sich auf die Sprache. Maffay kämpft, ist keine programmierte Maschine, erlaubt sich Stimmungsschwankungen, die Haut über den sichtbar gezeigten Muskeln ist ziemlich dünn. Nervosität war am ersten Abend in Berlin deutlich spürbar. Die Konzerte in der Seelenbinder-Halle wurden übrigens vom DDR-Fernsehen aufgezeichnet und ein Zusammenschnitt im April gezeigt um wenigstens allen vergeblich angestandenen Maffay-Fans etwas vom Idol zu zeigen.

Und es stejjt sich die Frage: Bewegt das etwas oder ist es ein Ventil. In der Kontinuität Rostock ’86. Berlin und Suhl ’87 steckt viel Hoffnung (zum Beispiel auf ein Open-Air-Konzert im Sommer ’88); DDR-Kollegen sehen und bestätigen die Bewegung und sind in ihrer Beurteilung sicherlich kompetenter.