Paris, Texas


Texas. In der Nähe der mexikanischen Grenze. Ein Mann taucht auf, aus dem Nichts, aus der glühenden Hitze der Wüste. Seinem Aussehen nach zu schließen, ist er schon seit Tagen unterwegs und illegal über die Grenze gekommen. Er scheint unbeirrbar auf ein Ziel loszugehen. Er kommt an eine Straße und zu einer Tankstelle. Er bricht zusammen. Auf dem Untersuchungstisch eines Landarztes kommt er wieder zu steh. Er spricht kein Wort. Niemand weiß, wer er ist und woher er kommt. Das ist Travis.“

Mit diesen Worten beschreibt Regisseur Wim Wenders selbst den Beginn seines jüngsten Films „Paris, Texas“, der auf dem Filmfestival von Cannes in diesem Jahr von der Kritik mit seltener Begeisterung gefeiert wurde. Travis (Harry Dean Stanton), der geheimnisvolle Fremde, so stellt sich heraus, ist ein Mann auf der Suche nach seiner Familie, seinem Kind und seiner Frau (Nastassja Kinski).

Die Geschichte nach einem Drehbuch des amerikanischen Schriftstellers und Schauspielers Sam Shepard („Der Stoff aus dem die Helden sind“) zeigt den deutschen Regisseur in Hochform: Auf den Landstraßen der amerikanischen Provinz, in den Bildern des langjährigen Wenders-Kameramannes Robby Müller und zu der Musik von Ry Cooder, spiegeln sich existentielle Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit, Sehnsüchte nach einem mythischen Land Amerika, das längst zu einer schäbigen Provinz verkommen ist.

Nach der langjährigen, chaotischen Francis Coppola-Produktion „Hammett“, mit der Wenders vier Jahre seines Lebens in den USA verbrachte, und der filmischen Selbstbefreiung in seinem letzten europäischen Spielfilm „Der Stand der Dinge“, ist Wenders noch einmal in die USA zurückgekehrt und setzt einen grandiosen Schlußpunkt unter seine ersten zehn Spielfilme, die sich immer von einem Traum über das amerikanische Kino nährten. Bilder wie in „Paris, Texas“ sieht man selten.