Pat Metheny


Mit Pauken und Trompeten ging s los. Ein Lärm, wie er von einem alkoholisierten Militär-Orchester nicht ohrenbetäubender hätte fabriziert werden können. Doch aus den vier Musikern, die aus einer Ecke mit Trompete, Trommel, Tambourin und Tom-Tom gen Bühne marschierten, und dem langmähnigen Saiten-Artisten, der einen wahrhaft chaotischen Sound-Ritt wie durchs wilde Kurdistan vorführte, formierte sich unmerklich ein Jazz-Quintett. Lautstark, ausgelassen und lustvoll spielte man die angefangene Marsch-Parodie „Fast Forward“ vom aktuellen Metheny-Album FIRST CIRCLE zu Ende.

Was in den nächsten 150 Minuten nonstop folgte, sollte nicht weniger unterhaltend und faszinierend werden. Pat Metheny live — das ist seit Jahren ein besonderes Konzerterlebnis. Nicht allein wegen der unglaublichen Saiten-Attacken des 30jährigen Wunder-Gitarristen aus Lee’s Summit, USA. Methenys Spiel auf traditionellen Saiten wie auch seine Experimental-Orgien auf dem Gitarren-Synthesizer sind Exempel fortschreitender Stilerweiterung.

Zu diesen klanglichen Abenteuern passen denn auch treffend und ergänzend die Beiträge seiner vier Mitspieler Lyle Mays, seinem alten Freund und Mit-Komponist an Klavier und Synthesizer, Steve Rodby am Baß, Paul Wertico am Schlagzeug und dem Argentinier Pedro Aznar an Percussion und Gesang.

Zusammen berauschte das Quintett mit einer musikalischen Unterhaltungsreise, deren Grenzübergänge von einem Stil zum nächsten absolut fließend waren. Gnadenlos brauste die Pat Metheny Group schon mal von eckigen Ornette Coleman-Huldigungen über einen rasanten südamerikanischen Samba-Teppich hin zu leichtem Swing und fast schon seichter Kaufhausberieselung.

Der Hit war natürlich auch im Programm: „This Is Not America“. Da der eigentliche Sänger dieses unorthodoxen Charts-Kandidaten nicht vertreten war, groovte man sich auf eine kongeniale Instrumental-Version ein. Ein weiser Entschluß, denn ein flauer Bowie-Imitator hätte in diesem straffen Ideen-Feld nur für Sand im Getriebe gesorgt.