Pavement


Vor ein paar Jahren noch wurde der Name Pavement überall als größte Hoffnung der Gitarrenzunft gehandelt. Ihre geschickte Kombination von Pop-Refrains und Feedbacks ließ Experten der Band eine Zukunft als Post-Grunge-Helden prophezeien. Doch das neue Album ‚Wowee Zowee‘ enttäuschte so einige übereifrige Kritiker. In der Zwischenzeit dürfte mancher näher hingehört und bemerkt haben, daß der vermeintliche Verlust von Schärfe in Wirklichkeit Zeichen eines vertieften Sinnes für subtile Melodik und schräg-logische Verspieltheit ist. In die Live-Atmosphäre übersetzt, verraten Pavement dann eher Geistesverwandtschaft mit konsequenten Querschlägern wie Pere Ubu, der sträflich unterbewerteten Art-Rock-Band der frühen 8oer, besonders wenn der keyboardende Percussionist ans Mikrophon tritt, denn dann klingt sogar der Gesang nach Ubu-Chef David Thomas. Nach Seattlelastigem Punk Rock sucht man dagegen vergeblich. Kredenzt wird eine inspirierende Abfolge von Ohrwürmern wie ‚Cut Your Hair‘, ‚Silence Kit‘ und anderen Underground-Hits. Dazwischen fallen neue Songs wie ‚Grounded‘ oder ‚AT & T‘ keineswegs aus dem Rahmen. Immer wieder überraschend wirken insbesondere die knappen, doch umso kurioseren Gitarrenexkursionen von Stephen Malkmus. Dieser beharrt trotz seiner Funktion als Frontman nie auf Star-Status: Jedes Mitglied hat gleichen Anteil an der Performance. Das beweist die Tatsache, daß die Gesangsparts fast gleichberechtigt aufgeteilt sind (für die Zugabe tauschen Malkmus und der Drummer Steve West sogar die Instrumente). Es ist eine Wonne, einer Band zuzuhören, die den Mut zur Improvisation nicht verloren hat, sich aber auch in spontanem Geblödel gefällt. Und gerade der Mangel an Bierernst ist es, der dem Geschehen eine Dimension verleiht, die dem Gros der „seriösen“ Gitarren-Konkurrenz fehlt.