Peep Pop


Am Freitag dem 13., jenem Tag, an dem man schwarze Katzen mit der Leiter erschlägt oder mit dem linken Bein in den Spiegel tritt, riefen sie zur Orgie ins Berliner Tempodrom. Die Amazonen, Bernward Büker & Die Sexoholics und Stargast Divine luden zu einem Fest, um jedweder Doppelmoral den Garaus zu machen. Willie, die Sängerin der „Amazonen“, die einst mit Nena in der Fabrik Rakete Spliff-Platten eintütete und sich im nächsten Prochnow-Film einen Whopper zwischen die Lippen schieben darf, muß sich auf der Bühne noch ein wenig zurechtfinden, um im musikalischen Schlachtfeld Stimme und Überblick zu bewahren. Bernward Büker, der seine Bande verließ und als Schauspieler („Ein kurzes Leben lang“) und Skinhead-Synchronisator im neuen Spielberg-Film „Back To The Future“ seine Flexibilität unter Beweis stellt, rockt zwar routiniert und rüde wie eh und je, muß aber aufpassen, daß er im Wandel neuzeitlicher Musik nicht zu sehr abmagert.

Aber dann die sagenhafte Diva die zur Eiche mutierte Lotusblüte Divine! Ohne sie wäre die Schlacht verloren gewesen! Als der zuckende Hefeteig mit „You Think You Are A Man“ loslegt, springen braungebrannte, lediglich mit einem Goldkettchen bekleidete Schönlinge auf die Bühne, um an der Plastikbrust der Ur-Mutter zu saugen. Hübsche luftige Spinnen, als Mädchen verkleidet, tanzen bei „l’m So Beautiful“ mit der göttlichen Divine um die Wette…

Gewonnen haben die Sexoholics ihren „Fight For Love“ trotzdem noch lange nicht. Zu stark noch scheint die Resistenz der Latzhosen und Erotik-Muffel, die bei Willie starr unter ihr Röckchen schauen und am Ende bekleidet und ungerührt das Weite suchen. Die Krieger und Amazonen der Erotik müssen ihre Waffen noch schärfen, neue Madonnas und Prinzen konnte keiner sichten, aber wenn sie weitermachen, wird vielleicht eines Tages die alte Prophezeiung der Sex & Drugs & Rock’n’Roller wahr: „Und es wird kommen die Zeit, in der sich die Gitarristen nur noch mit ihrer A-Seite bekleiden und Sängerinnen ihren blanken Hintern am MikroStänder reiben.“