Peter Gabriel/Genesis – München, Olympiahalle/Olympiastadion


Es ist über 12 Jahre her, daß Peter Gabriel zuletzt mit Genesis aufgetreten ist — heute spielt er höchstens zufällig sechs Tage vor seinen alten Kollegen. Was Popularität und Finanzen angeht, haben letztere von der Trennung deutlich mehr profitiert als ihr alter Sänger: Trotz finsterer Regenwolken und Schweinewetterpilgerten mehr als 42 000 zu Genesis ins Olympiastadion. Gabriel konnte in der Halle nebenan 9375 zahlende Gäste versammeln.

Wirklich gelohnt haben sich beide Spektakel allerdings nur für die beinharten Anhänger, die direkt vor der Bühne aufund niederwogten. Die musikalische Komponente der Shows kann man sich auch vorstellen, ohne dabeigewesen zu sein. Phil Collins & Co. klangen in der Bayern München-Arena noch ein bißchen mehr wie Saiionulhymnen bei der kaum noch nach Alke im Wunderkind, während sich Peter als Afro-verliebwrStiinple-Meisier zeigte.

Er machte aber auch wirklich ernst mit der schwarzen Musik und holte den Senegalesen Youssou N’Dour ins Vorprogramm und für Nummern wie „Biko“ auf die Bühne. Genesis begnügten sich dagegen mit falschen Segem: vorweg Paul Young mit einem ellenlangen Medley aus längst vergessenen Single-Hits und zum Schluß des Hauptprogramms ein paar Motown-Evergreens zum mitjohlen. Nicht so doll.

Dafür merkte man, daß Gabriel und Collins sich schon aus Schüler-Tagen kennen. Beide redeten ihre Fans auf Deutsch an, Peter etwas flüssiger. Phil ein wenig radebrechend, aber witziger.

Bei den Shows scheiden sich die Geister wieder: Peter mag’s immer noch theatralisch (auch wenn die Leute hinten davon kaum noch etwas mitbekommen). Genesis machen lieher auf Rock-Band mit Voll-Service. Dazu gehören natürlich auch zwei Video-Wände und zig Kameramänner, ohne die einige Elemente ihres Auftritts gar nicht mehr denkbar wären.

Von weiter hinten oder gar schräg seitlieh betrachtet, sah die Bühne aber nur noch milchig-bunt aus. zumal beim Nebel-Einsatz. Wozu die 250 computergesteuerten Varilites?

Gabriel hatte nur ein paar dieser teuren Super-Scheinwerfer über die Bühne gehängt und vier mal drei Varilites an schwenk- und fahrbaren Metall-Armen montiert, die für mindestens jeden zweiten Song grundsätzlich neue Positionen einnahmen. Wenn die Licht-Arme nach Peter griffen, erinnerte das Bühnen-Geschehen zwar immer etwas an den legendären Riesenameisen-Gruselfilm „Tarantula“. dafür wirkte seine Licht-Dramaturgie bis in den letzten Zuschauer-Block.

Trotzdem konnten alle beide — Genesis wie Gabriel — wesentlich mehr überzeugen, als sie noch eine Nummer kleinere Arenen bespielten. Keine Frage, beide bemühen sich nach Kräften, das beste aus ihrer momentanen Größe zu machen — es könnte allerdings noch ein bißchen besser sein.