Pimp dich: Berlins erster Upcycling Store


In Berlin wird Mode nicht mehr nur recycelt, sondern nun auch gepimpt: Upcycling nennt sich diese Wiederverwertung und inzwischen gibt es einen Store, der deutsche und internationale Designer, die mit Müll arbeiten, verkauft.

Upcycling klingt, als hätte sich irgendein Marketingfachmann einen moderneren Begriff fürs Recycling ausgedacht. Jetzt, wo Mülltrennung und -wiederaufbereitung selbstverständlich geworden sind. Upcycling-Projekte gibt es schon seit Ende der Neunziger Jahre, doch erst jetzt werden sie zunehmend in Deutschland populär.

Konkret bedeutet es: Aus wiederverwerteten Materialien bessere Sachen zu machen, als sie mal waren. Pimpen, also. Und zwar Dinge, die eigentlich im Müll gelandet werden.

Dass in dieser Wertschöpfungskette wunderbares Design entsteht, zeigt seit einer Weile Berlins erster „Upcycling Fashion Store“ in Mitte. Dort gibt es z.B. die minimalistischen Ledertaschen von tag.werk, die aus entsorgten Lederjacken entstanden sind. Einen weißen Parka des österreichischen Labels km/a, der vor 50 Jahren sein Leben als Fallschirm fristete; die Kollektionen von „Love Me Again“, dem Label der Londonerin Tracey Cliffe, die aus ausgedienter Kleidung dann grafische Kleider, Blusen und Bleistiftröcke macht. Und auch die Hemden mit Kragen zum Wechseln von aluc, die nicht aus wiederverwerteten, sondern aus neuwertigem Abfall gemacht sind, der üblicherweise beim Produzieren von Kleidung anfällt, bevor die fertigen Kollektionen im Laden hängen.

„Es geht also nicht um die einfache Verbesserung des Recyclings, das in der Praxis oft ein Downcycling ist, sondern um ein UpCycling, also um echte Mehrwertschöpfung“, beschrieb Johannes F. Hartkemyer, einer der Vordenker der Bewegung, schon 1999 den Prozess. In Zeiten, in denen Modeketten wie H&M, Zara oder auch Nike kontinuierlich mehr produzieren als sie verkaufen, und wir mehr kaufen als wir tragen können, ist ein kreativer Umgang mit diesem „Müll“ wichtiger denn je.

Schön wäre nun nur noch, wenn Upcycling-Kollektionen irgendwann so visionär und ansehnlich wären wie die Artisanal-Linie des Pariser Modehaus Maison Martin Margiela, das aus alten Baseballhandschuhen, antiken Türknöpfen, Surfbrettsegeln oder Opernkostümen, die anmutigsten Laufstegkreationen macht.

Upcycling Fashion Store: Linienstraße 77, 10119 Berlin