Pretty Baby


Darsteller. Brooke Shields, Keith Carradine, Susan Saran- don, Frances Faye, Antonio Fargas Regie: Louis Malle

An Publicity für diesen Film hat es nicht gefehlt. Ein erfolgreicher Regisseur (Louis Malle) präsentiert eine bildschöne Minderjährige (Brooke Shields) im Rahmen eines leicht frivolen Sittenspiegels des sterbenden Bordellviertels „Storyville“ im New Orleans des Jahres 1917. Brooke Shields in der Rolle der Violet, genannt „Pretty Baby“, bewegt sich mit der allergrößten Selbstverständlichkeit ihrer 12 Jahre zwischen Dirnen und ihren Freiern – schließlich ist sie im Freudenhaus aufgewachsen. Ungerührt kann sie dabeistehen, wenn ihre Mutter ein zweites Kind zur Welt bringt und genauso unbefangen stopft sie der Puffmutter die Haschpfeife. Geradezu unbegreiflich ist es ihr, wie der Fotograf Bellocq Abend für Abend zwischen den Huren sein Bier trinkt, ohne das Bedürfnis zu haben, mit einem der Mädchen „nach oben“ zu gehen.

Wie ein Automat reproduziert sie kokette und verlogene Augenaufschläge und plappert die stereotypen Phrasen nach, die die Mädchen ihren Freiern aufbinden. So benimmt sie sich dann auch am Abend, als ihre Jungfräulichkeit versteigert wird, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan, als sich für Geld Männern anzubieten.

Brooke Shields bringt es aber fertig, die Zwiespältigkeit dieser scheinbar so verdorbenen Göre auf die Leinwand zu bringen. Ihr Benehmen ist den Erwachsenen abgeschaut, doch ihre Reaktionen sind die eines Kindes. Und so muß die Geschichte auch enden: Die Mutter hatte den Absprung aus dem Hurendasein geschafft und ihrem gutverdienenden Ehemann schließlich gebeichtet, daß Violet nicht ihre Schwester, sondern ihr Kind ist. Da stehen sie eines Tages vor der Tür des Fotografen Bellocq, der Violet nach der Schließung des Bordells geheiratet hatte. Und Violet geht nach geringem Sträuben mit der Familie fort – als gehorsame Tochter.

Louis Malle stellte diese bizarre Geschichte (die auf wahren Aufzeichnungen beruhen soll) in eine phantastische Dekoration, die den bröckeligen Lack hinter prunkvollen Fassaden zwar deutlich, aber immer noch malerisch ins Bild holt. Das schönste an diesem Film sind zweifellos die optischen Eindrücke: warme Farben und bilderbuchartige Einstellungen.

Und noch etwas: Dieser Film wirkt an keiner Stelle obszön!