Queen


Sie sind ein eingespieltes Team. Seit sich Freddy Mercury in der Öffentlichkeit rar macht, fungieren Roger Taylor und Brian May als Sprachrohr der Queen. Klar, daß sie auch den Blind Date gemeinsam bestritten. Klar auch, daß die fanatischen Handwerker den "grünen Jungs", die ihnen da aufgetischt wurden, herzlich wenig abgewinnen konnten...

Coldcut: „People Hold On“

ROGER: (Verdreht die Augen) „Läßt mich völlig kalt. Kommt sicher aus England.“

BRIAN: „Drum-Maschine mit Gesang, ziemlich einfältig.“

ROGER: „Eine dieser nichtssagenden Disco-Nummern auf Techno-Basis. Wer oder was da singt oder spielt ist ohne jede Bedeutung. Auf den Müll!“

Jayne: „In My House

ROGER: „Vermutlich die Fortsetzung des ersten Songs mit anderen Studiotricks. In dem Zusammenhang lobe ich mir doch jemanden wie Roachford, der bei aller Studio-Technik nie den nötigen Soul verliert. An ihm sollten sich viele dieser grünen Jungs ein Beispiel nehmen.“

BRIAN: „Kann man mit leben. Kommt mir vor, als sei’s eine amerikanische Produktion, so clean und kalkuliert.“

Neville Brothers: „Sister Rosa“

ROGER: „In seiner Art sicher sehr gelungen, auch wenn mir persönlich der rechte Bezug dazu fehlt. Ein Song mit Botschaft, auf den man obendrein gut tanzen kann.“

BRIAN: „Wenn sie mir jetzt auch noch verraten würden, wer ,Sister Rosa‘ eigentlich ist? Wie dem auch sei, mir geht’s gegen den Strich, wenn man Politik mit Musik propagieren will. Ich find’s geradezu geschmacklos, um ehrlich zu sein. Selbst wenn das Anliegen der Schwarzen Amerikas gegen jedwede Form von Diskriminierung nach wie vor akut ist, sollte man Politik und Musik strikt trennen.“

Nino de Angelo: „Samurai“

ROGER: „Na klar, dieser Australier namens John Farnham. Falsch? Vielleicht Chris Norman? Auch falsch? Ich passe. Mir kommt das Ganze vor wie programmierte Nostalgie. Da versucht jemand, ganz kräftig auf die Tränendrüsen zu drücken.“

BRIAN: „Hier wurde wahrlich an keinem Klischee gespart. Wenn man die erste Zeile gehört hat, kann man den Song blind zuende schreiben, so ausgelutscht und breitgetreten sind die Versatzstücke.“

The Bible: „Graceland“

„ROGER: „Prefab Sprout? Oder Deacon Blue? Auf jeden Fall sind’s Engländer. Was, schon wieder falsch? Es wäre mir nicht im Traum eingefallen, daß dies Australier sind.“

BRIAN: „Egal, ob Engländer oder Australier: Die Musik swingt, ist unglaublich relaxt und lebt ohne jeden Schnickschnack. Besitzt zwar nicht gerade das, was man Charts-Appeal nennt, doch…“

Tom Jones: „Move Closer“

ROGER: „Fällt mir partout nicht ein, wer das sein könnte. Tom Jones? Du willst uns doch auf den Arm nehmen, das ist nie und nimmer Tom Jones! Obwohl, wenn ich’s mir recht überlege, hat er ja zuletzt schon mit dem Prince-Cover ,Kiss‘ bewiesen, daß er sich noch nicht ins Rock’n’Roll-Museum abschieben lassen will. Er ist nicht unbedingt mein Bier, aber immer noch ein begnadeter Sänger.“

BRIAN: „Der Song hat Format, und der Mann ist topfit.“

il: „Disappointed“

BRIAN: „Das geht mir gut rein. Irgendwie bewundere ich John Lydon für seine Art, sich gegen alle Trends und zwischen allen Stühlen sein kleines Stückchen stilistischer Freiheit zu bewahren. Er ist gewiß kein großer Sänger, und trotzdem erzeugt sein Gesang eine ganz spezifische Atmosphäre.“

ROGER: „Ich kenne ihn persönlich und muß sagen, er ist ein ausgesprochen amüsanter Vogel, auch wenn das in den Medien nie so zum Ausdruck kommt. Bei ihm bricht halt immer wieder eine gehörige Portion Sarkasmus durch. Seine Musik kann ich mir allerdings nicht allzu lange anhören.“

Simple Minds: „Thiss is Your Land“

ROGER: „Jim Kerrs Stimme klingt einfach zu plan und glatt, man kannn sich nicht daran reiben, findet keinen Halt – im Unterschied zur letzten Single ,Belfast‘, die gesanglich weit besser gewichtet war.“

BRIAN: „Mir kommt’s inzwischen auch so vor, als nähme sich Mister Kerr etwas zu ernst. Sie sind so sehr davon überzeugt, auf der richtigen Seite zu stehen, auf dem richtigen Weg zu sein, daß es mir etwas peinlich wird.“ ROGER: „All die öffentliche Lobhudelei scheint ihnen zu Kopf gestiegen zu sein. Bestes Beispiel: die Trennung von ihrem langjährigen Drummer, den Kerr früher als einen der besten seines Fachs bezeichnet. Und dann kicken sie ihn sang- und klanglos raus.“