Rastlos erhebt Bono Vox seine gute Stimme bei den Mächtigen dieser Erde


„The Edge hat zu mir gesagt: ‚Du wirst dich doch nicht mit George W. Bush ablichten lassen, oder?‘ Und ich habe ihm geantwortet, dass ich auch mit dem Teufel persönlich zu Abend essen würde, wenn so viel auf dem Spiel steht“, so Bono in einem Interview mit dem „Guardian“ Anfang des Jahres. Kurz darauf, im März, war es dann so weit: George W. Bush, ganz sicher nicht der Teufel, aber sicher doch der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, empfing den Sänger von U2 im Weiden Haus, um im Anschluss zu verkünden, dass die USA ein Hilfsprogramm in Höhe von fünf Milliarden Dollar für die ärmsten Länder der Erde auf den Weg bringen würden. Der vorläufige Höhepunkt einer Karriere oder besser einer Berufung, die Bono inzwischen ähnlich in Beschlag nimmt wie sein Job als Sänger einer der grünten Bands dieses Planeten.

Seit den Anfängen von U2 gibt Bono den Gutmenschen, der sich mit religiösem Eifer für die Schwachen einsetzt und soziale Missstände anprangert. Was ihm nicht nur Respekt einbrachte – böse Zungen meinten immer wieder, dass er schon zu Lebzeiten den Platz zur Rechten John Lennons anstrebe. Bereits 1985 verbrachte Bono zusammen mit seiner Frau Ali mehrere Wochen in Äthiopien, machte sich vor Ort ein Bild von den katastrophalen Zuständen; seitdem hat er sich immer wieder für die Bekämpfung des Hungers eingesetzt. Eine neue Qualität erreichte sein Engagement im Frühjahr 1998, als er mit Jamie Drummond von der Londoner Hilfsorganisation “ Jubilee 2000″ linzwischen umbenannt in „Drop The Debt“) zusammensaO. Am Ende des Gesprächs sagte Bono seine massive Unterstützung zu, versprach, sich für die Ziele der Organisation stark zu machen, allen voran Dritte-Welt-Ländern wie Uganda zumindest einen Teil ihrer Schulden zu erlassen. Er hielt sein Versprechen, traf sich mit Richard Holbrooke, in der Folge auch mit Tony Blair und Gerhard Schröder, sogar der Papst hörte sich Bonos Vorschläge geduldig an. Die Grundidee dabei: Den 52 ärmsten Ländern der Welt werden Schulden in Höhe von 350 Milliarden Dollar erlassen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, weitgehend aus eigener Kraft gegen Hunger und Krankheiten, insbesondere gegen AIDS, vorzugehen.

Um tiefer in die Materie einsteigen zu können, besuchte Bono den renommierten Wirtschaftsexperten und Harvard-Dozenten Jeffrey Sachs. Der verpasste ihm in einem Crashkurs das nötige Wissen, um bei seinen Gesprächspartnern bestehen zu können. Klar, dass das Engagement von Bono, gerade im selbstverliebten Musikbusiness, nicht ohne Folgen blieb. Im Februar zeichnete die amerikanische „Entertainment Industry Foundation“ den Sänger mit dem „Heart Of Entertainment Award“ aus. Sogar Mick Jagger, nicht eben für seine karitative Seite bekannt, würdigte seinen Einsatz mit salbungsvollen Worten. Drew Carey, amerikanischer Komiker und Moderator des Abends, frotzelte immerhin: „Ich bin so froh, dass Gott uns Bono geschickt hat, um uns für unsere Sünden zu vergeben. „

Paul O’Neill, Finanzminister der gottesfürchtigen Regierung Bush, lehnte es anfangs trotz solch warmer Worte rigoros ab, sich mit Bono überhaupt zu treffen: „Ich dachte, dass er nur irgendein Popstar sei, der mich für seine Zwecke einspannen will. “ Bono schaffte es dennoch, einen Termin zu bekommen, und klopfte O’Neill immerhin so weich, dass beide im Mai dieses Jahres gemeinsam für zehn Tage nach Afrika reisten, um sich unter anderem in Ghana, Uganda und Äthiopien von den dortigen katastrophalen Zuständen zu überzeugen. Ihre Meinungsverschiedenheiten darüber, wie den Menschen geholfen werden könnte, vermochten sie zwar nicht beizulegen (die US-Regierung setzt mehr auf materielle Hilfe, „Drop The Debt“ und andere Organisationen auf Schuldenstreichungen), aber immerhin ist das Thema Im US-Kongress präsent. Im Sommer machten sich bei Bono erstmals leichte Ermüdungserscheinungen breit: „Ich habe heute viel mehr Respekt vor Politikern als noch vor einigen Jahren. Sie arbeiten viel härter als ich dachte, aber ich will keiner sein. “ Sein Engagement wird trotzdem weitergehen, und darum schließen wir uns der Foderung der „taz“ an:

„Gebt dem Mann einen eigenen Sitz im Weitsicherheitsrat!“ www.dropthedebt.org