ABBA :: The Albums Polar/Universal
Denkende Menschen tun sich mit Popmusik schwer. Impliziert „Pop“ doch Popularität bei der breiten, mutmaßlich unkritischen und vermutlich tumben Masse, mit der man als denkender Mensch ungern in einen Topf geworfen werden möchte, Pop ist Kinderprogramm, aus dem Radio quäkende Hausfrauenbeschallung, schlagernahe Wegwerfware: Trivialmusik eben, der Groschenroman unter den Klangkünsten. Das ist jetzt der Moment, an dem man „stimmt genau“ sagen, möglichst Avantgardistisches in den Player schieben und sich am eigenen verfeinerten Geschmack erfreuen darf. Oder man macht sich ganz locker. Genießt Popmusik, die nie vorgab, etwas anderes zu sein als pure Unterhaltungsmucke. Die so raffiniert inszeniert ist. dass ihre objektive Komplexität in den Hintergrund rückt und der Eindruck absoluter Leichtigkeit entsteht. Das ist dann gute Popmusik. Von Burt Bacharach etwa, von Brian Wilson, oder eben von Abba. Neun CDs umfasst das Box-Set „The Albums“, das seinen Inhalt im Namen tragt. Angefangen beim charmanten Frühwerk „Ring Ring“ über „Waterloo“, „ABBA“, „Arrival“, „The Album“, „Voulez-Vouz“ und „Super Trouper“ bis hin zum finalen „The Visitors“. Und als Zugabe gibt es eine CD mit B-Seiten, Single-Tracks und Raritäten sowie ein nett gestaltetes Booklet. Das volle Programm also, das zwei an sich bekannte Tatsachen noch einmal unterstreicht: Das Autorenteam Ulvaeus/Andersson war in der Lage, Popsongs von majestätischer Größe zu komponieren, das Album-Postulat „all killers, no fillers“ erfüllte es aber nur eingeschränkt. Bisweilen tuckerte die schwedische Hitmaschine nämlich auch knapp über der Leerlaufdrehzahl, was einerseits verzeihlich ist, andererseitsdas Niveau pro Album nurunmerklich absenkt und letztendlich den Hörer bis heute vor gesundheitsschädlichem Ohrwurmbefall schützt. Denn was in anderen Lebensbereichen gilt, giltauchfürden Konsumvon Popmusik, und sei sie noch so gutgemacht: Zu viel davon tut nicht gut. Dann kommt der Moment, an dem man möglichst Avantgardistisches in den Player schieben und sich am eigenen verfeinerten Geschmackerfreuen sollte.
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