Chuck Prophet

Bobby Fuller Died For Your Sins

Yep Roc/H’ART

It’s only Rock’n’Roll? Neues von einem der besten US-Geschichtenerzähler.

Am Ende ist es doch so: Rock’n’Roll braucht die große Geste. Den Slogan. Chuck Prophet stellte diese Claims auf seinem letzten Album NIGHT SURFER (2014) mit großem Vergnügen bereit und unterlegte sie mit kernigem Rock’n’Roll der BEGGARS BANQUET-Schule. Wer Prophets Arbeiten seit der Zeit als Twen bei den Semi-Legenden Green On Red in den 80ern begleitet hat, weiß aber: Darauf reduzieren sollte man ihn nicht. Musikalisch wie inhaltlich schätzt der Kalifornier auch den Umweg.

BOBBY FULLER DIED FOR YOUR SINS verfolgt diesen wieder mehr als zuletzt. Zwischen wenig chiffrierten Krachern wie dem Titelsong und der das Herz auf der Zunge tragenden 2016er-Bilanz „Bad Year For Rock’n’Roll“ ist genug Platz für Lieder, die sich eben nicht beim ers­ten Hören erschließen. In „Jesus Was A Social Drinker“ verpuppt sich leicht verstrahlter Spoken-Word-Blues gegen Ende in freidrehenden Wall Of Sound.

„In The Mausoleum“ ist dem im Juli verstorbenen Alan Vega gewidmet und von entsprechend dunkler Rastlosigkeit gekennzeichnet. Das abschließende „Alex Nieto“ erzählt recht linear die Geschichte eines von der US-Polizei in nur vermeintlicher Notwehr erschossenen Amerikaners vor knapp drei Jahren. „Alex Nieto was a Pacifist, a 49ers-Fan“: Immer wieder skandiert Prophet diese Zeilen, er kläfft sie wütend heraus. Es ist der erste dezidiert politische Song seiner Karriere und er steht ihm gut.