Annette Peacock – Sky Skating

Annette Peacock stammt aus der New Yorker Jazz-Szene der Sechziger, wo sie sich hauptsächlich als Komponistin hervortat. Bis heute veröffentlichte sie auf verschiedenen Labels sporadisch einige Platten, von denen die meisten nicht mehr lieferbar sind, darunter Gesang-Synthesizer-Experimente und freie Improvisationen mit Paul Bley, die noch heute ihresgleichen suchen. 1972 brachte I’M THE ONE avantgardistisch-exzentrische Rock- und Blues-Zitate. Als intellektuelle und aufklärende Texterin präsentierte sich Annette Peacock auf X-DREAMS (1978), ihrem bisherigen Meisterwerk, ein Jahr später im BarJazzRockGewand auf THE PERFECT RELEA-SE. SKY SKATING bringt Aufnahmen von 1980/81 einer bisher unbekannten Annette Peacock. Die zwölf kurzen Stücke basieren auf impressionistischen Gedichten, erklärenden Worten zu persönlichen Erfahrungen und Positionen, die sie selbst an Piano und Synthi begleitet. Geschickt wechselt ihre Stimme von warmer, akzentuierter Sprache zu gefühlvollen Gesängen. Meist dominiert das Piano und es werden Erinnerungen an Laura Nyro wach. Pocht eine Rhythmusbox, so klingt das Ganze plötzlich sehr modern, ausgefallen und gar nicht mal so introvertiert, wie man vielleicht glauben mag. Der Titelsong zum Beispiel ist von klassisch-schöner Anmutigkeit, ein intimes und doch weltliches Liebeslied. Sehr gelungen auch ,Rap With The Trees“, selbst wenn es textlich (Feminismus/Aussteigertum) etwas arg wird, was aber für ein altes Gedicht (1974) noch entschuldbar sein mag. Die durchweg ruhigen Piano-Nummern auf der zweiten Seite verlangen vom Hörer soviel Aufmerksamkeit, daß hier jedes weitere Wortüberflüssig wird. Dieselbe Hingabe, mit der Annette Peacock mit optimistischer Wärme über Liebe (und nur davon handelt SKY SKATING) träumt, philosophiert, analysiert, muß auch der Hörer aufbringen, um mitzuempfinden. Keine Musik, die sich im Vorbeigehen offenbart. 5 Kai Falke