Apocalyptica – Reflections

Die Idee, Hi-Gain-Gitarren mit Celli zu imitieren, war 1996, als Apocalypticas Debüt Plays Metallica By Four Cellos erschien, neu, frisch und in höchstem Maße originell. Nur: Wie oft kann man den gleichen Witz erzählen? Apocalyptica scheinen sich diese Frage ebenfalls gestellt zu haben, denn Reflections unterscheidet sich – zumindest was die Auswahl der Songs angeht grundlegend von ihren frühen Veröffentlichungen. Cover-Versionen von Metal-Gassenhauern – auf dem 2001er Cult gab es immerhin noch zwei Metallica-Bearbeitungen – finden überhaupt nicht mehr statt. Die mittlerweile zum Trio geschrumpften Sägewerker spielen nur noch Eigenkompositionen. Durchaus mit Erfolg, denn sie verbinden die rhythmische Essenz des Metal mit schwermütigen Melodien, die mitunter an Edvard Grieg und andere nordeuropäische Klassiker erinnern. Rondo Veneziano für Headbanger? Eher nicht, denn ihre Kompositionen biedern sich nicht an, und das Problem liegt ohnehin ganz woanders: Eine Handvoll Songs am Stück genossen sind noch immer von Unterhaltungswert, doch auf Albumlänge schleicht sich irgendwann Gleichförmigkeit ein, woran auch Gast-Schlagzeuger Dave Lombardo nur wenig ändern kann. Zwei Celli hacken die Rhythmus-Achtel, das dritte übernimmt die Lead-Stimme – die ewig gleiche Instrumentierung erlaubt kaum Abweichungen von dieser Norm. Das Aha-Erlebnis, dass sich ein Cello doch tatsächlich wie eine Flying V im Overdrive-Modus anhören kann, will sich nach all den Jahren irgendwie auch nicht mehr einstellen. Was nur eines bedeuten kann: Live mögen Apocalyptica noch immer sehr unterhaltsam sein, doch auf CD wirkt das Heavy-Cello-Konzept komplett ausgereizt. Mehr scheint einfach nicht drin. www.apocalyptica.com