April Wine – Animal Grace
Im illustren Orchester kanadischer Rockgrößen haben April Wine lange eine entscheidende Geige gespielt. Man denke nur an so vorzügliche Produktionen wie STAND BACK von 1975. FIRST GLANCE von 1978 und NATURE OF THE BEAST von 1981, an denen sich eine ganze Mainstream-Generation von Prism, Loverboy bis Harlequin aufrichten konnte. April Wine waren über Jahre die Hoflieferanten des amerikanischen Hardrock-Stylings, die durch Ideen und Witz, vor allem aber durch kompakte Songs aus eigener oder fremder Feder (z. B. das King Crimson-Cover „20th Century Schizoid Man“) deutlich aus der Masse gesichtsloser Charts-Süchtiger herausragten. Neben und hinter den unvergessenen Moxy, den einzigartigen Walter Rossi und Frank Marino erwies sich die Band als wahrer Ausbund an kommerzieller Kreativität.
Erwies sich – wie gesagt. Denn auf ihrer aktuellen LP werden die Schwächen der ehemals ungekrönten Häupter eklatant. Das beginnt bei Myles Jhe more the better“ Goodwyn, dem Sänger, Gitarristen, Komponisten und Mastermind der Band. Seine Songs (zehn an der Zahl) ähneln in ihrer Anlage Formeln, in denen für individuelle Einsätze nur selten mehr als ein verlegenes Solo herausspringt. Die Ausnahme: „Hard Rock Kid“, der erste Song auf der zweiten Seite.
Vornehmlich um Harmonie und instrumentale Geschlossenheit bemüht, gleitet man im Song des dominanten Sängers durch ein New Wave beeinflußtes Pop-und-Rock-Potpourri, durch „This Could Be The RightOne“ und „RockTonite“ etwa, zwei Songs, die es in sich haben, wenn man wirklich gewollt hätte. Da aber Myles und mit ihm die anderen das Risiko experimentierfreudigen Spielens scheuen, fällt das Endergebnis mittelmäßig aus. April Wine haben sich diesmal aus der Hard’n‘ Heavy Riege verabschiedet, um im Malstrom bekannter Klischees zu stranden.
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