Asobi Seksu – Citrus

Ist das hier nun das Frühneunziger-, das Shoegazer-, das Dreampop- oder das Creation-Revival? Wahrscheinlich ist es alles gleichzeitig – und in jedem Fall ist es ziemlich verwirrend, was Asobi Seksu auf ihrem Album Citrus veranstalten. Jetzt ist es also so weit, dass sich inmitten all der musealen Post-Punk-Nachstellungen plötzlich wieder junge Bands an den britischen Rumsteher-Schlierenpop von My Bloody Valentine, Lush, The Jesus & Mary Chain, Swervedriver und so weiter erinnern. Für Menschen allerdings, die sich des Gefühls nicht erwehren können, diese Musik eben noch eigenohrig im Original mitbekommen zu haben, ist dies schon eine ziemlich seltsame Erfahrung: Da wird etwas neu entdeckt, das doch noch gar nicht so alt sein kann, dass es von jüngeren Bands schon zum Kanon des Wiederentdeckbaren gezählt werden dürfte. Dabei ist My Bloody Valentines Loveless jetzt auch schon 16 Jahre alt und längst zu einem Klassiker geworden, von dem Kenner mit ehrfürchtigem Beben in der Stimme sprechen. Asobi Seksu aus New York sind zwar weit von der Güteklasse solcher Meisterwerke entfernt, bekommen aber in ihrer Musik eine hübsche Verdichtung dieser Klangästhetik hin. Alles ist da auf Citrus: marmorierende Klangflächen, Delphingitarren, der brutalsüße Mädchengesang und die stoische Trance-Rhythmik; als besonderes Plus gibt es hier das zweisprachige Nebenschlafzimmer-Gesäusel von Sängerin Yuki. Schon seltsam, dass eine einsame Band, die so eindeutig einen Vintage-Sound von vorgestern nachbaut, zwischen unzähligen anderen Bands, die alle einen anderen Vintage-Sound von vor-vorgestern nachbauen, so originell klingt. Popmusik bleibt eben eine seltsame Angelegenheit.

>>> www.asobiseksu.com