Ausgeflippt

Dies ist die Geschichte von Liza, dem aus der Klapsmühle entkommenen schizophrenen Mädchen, und Robin, dem schwulen Friseur, der ein großer Star wird. Die beiden lieben sich auf ihre ziemlich verquere Art, und dies ist eine überaus menschliche, aber auch komische und unterhaltsame Art.

Komisch nicht zuletzt deshalb, weil Robin aus seinem weibischen Tunten-Gehabe – darüber lachen Normalbürger ja schon ohnehin gern – etwas macht. Er verkörpert als Travestiestar die großen Frauen des Schau-Gewerbes, von Bette Davis über Barbra Streisand bis Mae West und Judy Garland. Nun sind ja Männer in Frauenklamotten ein uraltes Klamotten-Thema, das so leicht keinen Hund mehr vom Fernseher weg ins Kino locken kann. Nur: Dieser Darsteller, Craig Russel, der den Robin spielt, ist so gut, daß gegen ihn fast alle anderen Damen-Imitatoren, die zur Zeit durch die Nachtbars tingeln, wie Bauerntrampel wirken. Der Junge aus Kanada versucht nicht nur die alte Behauptung mit neuem Leben zu erfüllen, daß Männer doch die besseren Frauen sind, sondern er entlarvt auch die Tricks der großen Stars. Ein bißchen „deutsches“ Knarren in der Stimme, ein paar eckig-gezierte Bewegungen, schon ist Marlene Dietrich als Konzentrat ihrer selbst einfach da. Wenn Craig – Robin als Mae West, der männerfressende Ur-Vamp auftritt, ist er nur Hüftewackeln und Blondheit, sonst nichts. Sex in Reinform. Mann oder Frau – wen schert das schon?

Und weil nur der nicht verrückt wird, der lacht, heitert er die arme, verrückte Liza auf und gibt ihr Kraft und den Glauben an sich selbst, indem er auf ihre Wahnvorstellungen eingeht. So hilft er Liza ganz einfach, den großen bösen Knochenbrecher, der sie manchmal heimsucht, von ihr wegzuschieben. Robin nimmt als einziger ihre Schreckensvision ernst. Denn: „Alles ist wirklich“ – auch die Vorstellungen, die man bloß im Kopfe hat.

„Ausgeflippt“ sind sie beide, es bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig. Die Normalen – das sind die Hohlköpfe. Der kanadische Regisseur zeigt dies in seinem ersten Spielfilm ganz ernst und witzig und unterhaltsam. Dies ist ein Film, der allen Spaß und den Außenseitern noch dazu Mut macht.

TV-SCHAU

Der Rockpalast macht wieder die Pforten auf, viermal in diesem Monat November. Und zwar am 5.11. mit Maliard (Wiederholung einer Aufzeichnung von 1976), am 12.U. mit den Live-Gästen Robert Gordon und Link Wray, am 19.11. mit Randy Newman, und eine Woche später mit John Fahey.

Bayern lll legt, als Gedenksendungen sozusagen, in der „Jugendmusik“ ältere Rockpalast-Bander auf. Am 14.11. Joan Baez und am 28.11. Kingfish. Wichtiger aber nehmen die Bayern ihren Thomas Gottschalk und seine Szene ’78, der am 3.11. (im 1. Programm) stolz präsentiert; u.a. mit Magazine, Blondie und Franz K. liinen Tag später im selben Kanal: Pop 78 vom Südwestfunk, und zwar mit Joy Fleming, Schoben & Black, Sunrise, Satin Whaie, La Bionda, Brotherhood of Man. Dazu ein Uralt-Schlachtrofc aus frühen Fernsehtagen: Chris Howland.

Und was macht das ZDF? Wenig, wie man weiß. Der Rockpop setzt in der November-Sendung (18.11.) u.a. die Puhdies und SBB ein. Georg Danzer singt gegen die Gewalt am 3.11. im ZDF-Liederzirkus.

WDR III hat einen Spielfilm für Jugendliche drehen lassen unter dem Titel „Die Abfahrer“. Er erzählt von Atze, Lutz und Sulli, die arbeitslos sind und auf die Idee kommen, einen Möbelwagen zu klauen. Damit fahren sie in der Gegend herum… Termine: Am 9. und 16.11. im WDF, am 12. und 19. im Hessischen 3. Programm. Härter wiid’s am 30.11. im Kölner Fernsehen (3. Kanal) unter dem Titel „Charly macht Schluß“. Das ist ein I’ilmbericht mit Interviews, mit Fragen an jugendliche Selbstmordkandidaten, die überlebt haben. Warum haben sie es getan?

Südwest 3 zeichnete ein „Mammut-Konzert“ mit Lonzo, dem Teufelsgeiger von Eppendorf, und Okko, Berry. Chris und Timpe auf und sendet es am 11. November. Ähnlich komisch dürfte die Münchner Kleinkunst werden, die am 16.11. das ARD-Abendprogramm auflockert.