Austra
CHIN UP BUTTERCUP
Domino (VÖ: 14.11.)
Katie Stelmanis vertreibt den Liebeskummer mit funkelndem Disco-Tech.
Wenn das Liebeskummer ist, will ich das auch: Katie Stelmanis gießt ihren Schmerz in zehn Club-Tracks, die so leuchtend und uplifting sind wie Madonnas RAY OF LIGHT und nur in Spurenelementen an Austras früheren dunklen Disco-Goth-Entwurf erinnern. Dabei ist CHIN UP BUTTERCUP weniger Eskapismus als die Verarbeitung einer tiefen Kränkung. „You Said I Needed My Own Friends / I Found Them / You Fucked Them“, textet Stelmanis der Ex-Freundin hinterher und klingt dabei kein bisschen bitter, sondern wie jemand, die endlich Klarheit gefunden hat.
Und ein neues Leben dazu, und das spielt sich zu einem beträchtlichen Teil auf der Tanzfläche ab: dance away the heart ache. „Fallen Cloud“ zum Beispiel ist herrlichster Synthpop mit einem auffordernden Beat darunter. Stelmanis Stimme steigt selbstbewusst aus der Echokammer, während sich der Track beharrlich und unwiderstehlich ins Licht vorarbeitet.
Im Titeltrack verschmelzen theatralische Elemente mit tief pumpendem Bratz-Bass, auch „Think Twice“ spielt mit überdrehtem Humor, die musikalische Stimmung tendiert in Richtung Ibiza-Beachclub. Die vorab veröffentlichte Single „Math Equation“ (das Stück mit der „Fuck“-Zeile) schafft sich eindrucksvoll Raum, dehnt und staucht den Groove, die Beats bouncen an die verspiegelten Wände. CHIN UP BUTTERCUP ist souveräner Abschied und funkelnder Neubeginn, in Wunden gestreutes Salz mit ganz viel Glitzer drin.
Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.

