Baauer

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Lucky Me/Rough Trade

Der Produzent des „Harlem Shake“ schraubt mit Emphase in den Regalen World-Dance, Bass-Science und drumcomputerisierter HipHop.

Mit Harry Bauer Rodrigues kochte 2013 eine ältere und nie abschließend geklärte Auseinandersetzung im Moraltheater des Pop wieder hoch: Muss jedes Sample geklärt werden, wie hoch sind Autorenschaft und die Aura eines Stücks, aus dem Sequenzen übernommen werden, zu bewerten? Bauer Rodrigues alias Baauer landete mit „Harlem Shake“ bekanntlich nicht nur einen Smash-Hit, machte damit YouTube so ganz nebenbei zur viralen Hitmaschine und das Streaming chartsrelevant, er erntete auch Anerkennung wie Ärger wegen der Samples.

Fast ein Jahr lang war der Track wenig beachtet als kostenloser Download verfügbar und niemand hätte Anstand an den ungeklärten Samples (Hector Delgados und Plastic Littles Vocal-Parts) genommen (oder nehmen wollen), wenn Baauers Bedroom-Recording nicht zum Dance-Craze mit Millionen Streams auf YouTube hochgedaddelt worden wäre. 2016 ist der New Yorker Produzent und Remixer wohl mit mehr Vorsicht an die Arbeit für sein Debütalbum gegangen.

Man könnte sogar sagen, dass diese Vorsicht sich wie eine Bremse vor diese polternden Bass- und World-Dance-Tracks stellt, hier hat’s auch ein bisschen R’n’B- und Funk-Zauber, aber das sind nur halbe Sachen. Die Samples sind vielleicht nicht mehr so leicht auszumachen, dafür hat Baauer M.I.A. und Pusha T und Future als Vokalisten mit ins Boot genommen und das geht in Ordnung.

Das Rattern der Computer-Beats, der Bummer-Bass, die Synthie-Salven und Street-Samples verleihen den meisten Tracks auf dem Album das Wiedererkennungsmerkmal „Harlem Shake“: Ja, das war doch diese Killer-Basement-Party zum Beinebiegen und Eimer-auf-dem-Kopf-wippen-Lassen. Dazu kommen leicht gedehnte Instrumentalparts mit flatulierenden Bässen und dickbäuchigen Keyboards und ornithologisch wertvollen Klangproben aus dem akustischen Dschungel.

Der Track mit dem Sex-in-the-car-Video vom vergangenen Jahr ist auch enthalten: „GoGo!“. Baauer zeigt Emphase im Umgang mit seinen favorisierten Sound-Bausteinen und Fundstücken, er mixt die von ihm so geschätzten Unperfektheiten zu einem perfekten, gut abgesicherten Spektakel zusammen. Das ist die Schablone, in der er bei aller Aufgekratztheit und Vielseitigkeit hängen bleibt. Sei’s drum.