Barbara Morgenstern – Nichts Muss

Ein Albumtitel, mit dem ab sofort wortgespielt werden darf. Nichts Muss, die Album gewordene Backpfeife für alle Retorten-Bands, für die fordistisch organisierte Fabrikation von Pop- und Superstars im Soap-Format auf RTL. Barbara Morgenstern kennt wahrscheinlich das wohlige Gefühl, sich zurückzulehnen und die eigenen Songs anzuhören, hier und da etwas zu manipulieren und ein bisschen herumzuschnipseln oder eben auch nicht. Die Künstlerin zitiert den Berliner Kollegen Alec „Atari Teenage Riot“ Empire, der sein Publikum schon mal mit dem Satz „We’re all gonna fucking die“ begrüßt hat. Und weil Alec Empires Ankündigung bisher noch keine wissenschaftliche Widerlegung gefunden hat, gilt sie auch hier und heute noch. Besser also eine schöne Platte, eine kleine große Platte machen. Eine voller krummer Chansons über blöde Kinderträume, mit ausgeschlafenem Gitarrengezirpe und gutem Urlaubsgefühl, angefüllt mit Beobachtungen, Bildern und Nebensächlichkeiten. Manchmal merkt man gar nicht, dass Barbara Morgenstern die elektronischen Teilchen tanzen lässt, so sehr wird der Hörer von den begleitenden Wörtern gestreichelt. Was an Frau Morgensterns drittem Album für Gudrun Guts Label Monika Enterprise auffällt, sind die stilistischen Vertiefungen, die man nach den (auf natürlich eine andere Art tollen) Malaria- und Ming-Remixen nicht hatte erwarten dürfen. Ob diese intimen elektronischen Lieder auf Nichts Muss, Lieder über wohltemperiertem Piano und Klicker-Beats, die Vorhut einer neuen Art von Popmusik sind, wer kann das schon sagen? Morgenstern sagt lieber erst mal dem Liebsten „Gute Nacht“: „Leg deinen Kopf auf mich, sing mir das Lied über dich.“ www.barbaramorgenstern.de