Barry – Stranger On The Sofa

Er ist einer dieser ebenso kreativen wie rastlosen Kopfe, die dem reinen Rock/Pop-Kontext längst entwachsen sind. Einer, der ständig neue Aufgaben und Herausforderungen sucht und alles ausprobiert: Barry Adamson, 48jähriger Multiinstrumentalist aus Manchester, hat in den 80ern in zwei der chaotischsten, aber auch genialsten Underground-Bands der Insel agiert: Magazine und Nick Cave & The Bad Seeds. 1987 schlug Adamson eine Karriere als freiberuflicher Komponist für Filme, Theaterstücke und Ballettaufführungen ein. Zwar ohne großen kommerziellen Erfolg, aber doch mit bewundernswerter Beharrlichkeit und unverwüstlichem DIY-Spirit. Für Daniel Miller, den Chef seiner langjährigen Plattenfirma Mute, war er das exzentrische Genie, das die künstlerische Seite des Londoner Renommier-Indies verkörperte. Bis sich Adamson 2003, nach sieben Alben, für den Schritt in die Unabhängigkeit entschied, sein eigenes Label Central Control gründete, und nun mit stranger on the SOFA sein erstes Album in Eigenregie vorlegt. Das erweist sich einerseits als konsequente Fortsetzung seines bisherigen Schaffens, andererseits aber auch als bewußter Bruch. Denn der selbsternannte King Of Notting Hill vertont weiterhin Filme, die allerdings ausschließlich in seinem Kopf existieren, überrascht aber auch mit einer stilistischen Vielfalt, die man ihm so kaum zugetraut hätte. In“.The Long Way Sack Again “ präsentiert er sich als Singer/Songwriter, der Folkiges zur akustischen Gitarre und Mundharmonika auffährt. Anschließend versucht er sich in“.Officer Bentleys Fairly Serious Dilemma“ an groovigem 60s Soul-Pop, intoniert in „Who Killed Big Bird?“ stilvollen Swing und in“.Theresa Green“ gar richtig fröhlichen Pop. Etwas“.typischer“ sind da die Ambient-Klänge mit manischem Sprechgesang, die er in ,.My Fnend The Fly“ offeriert. Oder das nervöse Gebräu aus Industrial, Jazz und Rock in „Inside Your Head“. Aber selbst in seinem angestammten musikalischen Milieu weiß Adamson noch neue Akzente zu setzen. So laboriert er in“.Here In The Hole“ sowie in“.Dejä Morte“ mit starken Frauenstimmen und fein geistiger La urie- Anderson- Avantgarde. Und in“.The Sorrow And The Pity“ wagt er sich mit Streichern, Harfe und Chor in die Welt der Klassik. Ein Werk, das von imposanter stilistischer Bandbreite zeugt – und Appetit macht. Auf einen Film, der hoffentlich bald gedreht wird. Nach genau dieser Vorlage.