Bela B

Bastard

B-Sploitation/Rough Trade

Der Arzt liebt Spaghetti-Western, nimmt sich aber nicht allzu ernst. Das hört man dieser Country-Parodie an.

Dirk Felsenheimer aka Bela B, selbstverständlich Schlagzeuger und Co-Songschreiber von Die Ärzte, ist nicht nur erklärtermaßen ein großer Freund klassischer Horrorfilme und Western, sondern hat sich auch immer wieder als Schauspieler versucht. Vor diesem Hintergrund ist es dann keine große Überraschung, dass er Anfang Dezember 2016 mit dem sogenannten Live-Hörspiel „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“ eine so breitbeinige wie ironische Hommage an den Italo-Western auf die Bühne brachte – mit sich in der Hauptrolle als Revolverheld, seiner bereits von bisherigen Solo-Ausflügen bekannten Komplizin Peta Devlin und Smokestack Lightnin’ als Begleitband.

Mit BASTARD erscheinen nun die Songs aus der Spaghetti-Operette, oft eingeleitet von kurzen Sprech-Einlagen. Die Geschichte kann man auf dem Album nicht nachvollziehen, aber man merkt auch so, dass sie eher Nebensache ist. Stattdessen geht es darum, eine dunkle, romantische Welt zwischen Klischees und Klamauk zu entwerfen, die ihre Liebe zum Filmgenre ernst, sich aber auch nicht allzu wichtig nimmt: „Die Küsse der Frau’n schmecken nach Teer“, chinesische Köche schmoren Bohnen mit Speck, Flintenweiber treten „heftig ins Gemächt“, Tote liegen „im staubigen Staub der Staubwüste“ und die „Geier wetzen ihr Besteck“. Vieles ist voller Überzeugung abgekupfert, manches pubertär und anderes einfach Dada: „Tsching Tschang Tschong, all night long. Es geht um Chinesen hier in diesem Song.“

Wie das klingt? Mal werden Morricones sphärische Weiten imitiert, öfter noch das gemächliche Galoppel des klassischen Country nachgestellt. Während also inhaltlich jede Genrekonvention gebrochen wird, verneigen sich Bela und seine Mitstreiter musikalisch nahezu ergriffen vor den Originalen.

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