Bill Frisell – The Intercontinentals

Es war auf Dauer schon eher nervend als ohrenöffnend, wie Bill Frisell sich auf den letzten Alben immer und immer wieder zum Country-infizierten Jazz-Gitarristen stilisierte, auch wenn er mit seinem ätherisch-reduzierten Spiel der US-amerikanischen Sound-Genealogie tatsächlich einen neuen Ton unterschieben konnte. Von Frisell kann man kaum mehr 180-Grad-Wendungen erwarten. Mit The Intercontinentals wagt sich der Gitarrist daher nicht ganz von der Veranda, von der aus er die untergehende Sonne akustisch kommentiert. Stattdessen hat er Freunde aus verschiedenen Kulturkreisen zu einer Folk-Session eingeladen, in der die Welt wohlig-wohltuend näherrückt. Christos Govetas warf sich dafür an Oud und griechischer Bouzouki in feinsten Orient-Zwirn; aus Brasilien kam Sänger-Legende Viniaus Cantuarla, aus Afrika Sidiki Camara und von um die Ecke der Slide-Gitarrist Greg Leisz. Zusammen mit Geigerin Jenny Scheinmann ist das Kollektiv auf der Spurensuche nach alten und so manch neuen Klängen. Aber das ohne den falschen Globalisierungs-Zungenschlag, sondern mit einer charmanten Leichtigkeit des Miteinanders. Die Kreuzung aus tänzelnden Fiddler-Einlagen, narkotischen Sänger-Klagen aus Afrika und asiatischen Harmonien vereint sich so zu einer Art World-Blues, den Frisell mit seinen Glitzerstaub-Spiel nur noch zu veredeln brauchte. VÖ: 14.4.

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