Billy Bragg :: Mr. Love & Justice
Songwriter: 50 Jahre und ein bisschen leiser aber auch als Mann der double twenty-five ist Billy Bragg genauso relevant wie einst im Mai 1986
Doch, das hatte was, wie Billy Bragg während der Popkomm 2007 einen seiner vielen großartigen Songs spielte. „Waiting For The Great Leap Forwards“ schrabbelte er, selbstverständlich war der Text des Liedes aus den späten 1980er-Jahren aktualisiert, frisch wäre das Lied allerdings auch ohne die Lyrikrenovierung gewesen-und dann standen eben nicht nur seine Fans vor der Bühne, sondern auch erhebliche Teile der musikverarbeitenden Industrie. Die sang der Mann aus Barking, Essex, auch an. Gemeint oder gar angesprochen fühlten sie sich betrüblicherweise nicht. Was aber letztendlich egal war: Billy Bragg war ganz er selbst: ein Mann, eine Gitarre, ein warmes Herz und eine schöne Seele, eine Haltung. Letztere gibt’s auch auf der Zwischendurch Vinylsingle. „Old Clash Fan Fight Song“zu hören, die Billy Bragg unter dem Pseudonym .Johnny Clash“ veröffentlichte-und nun ist es endlich da: mr.love&justice, sein erstes Album seitdem Jahr 2002. Durch die Bank leiser sind die Songs als auf dem Vorgänger England, half english, ruhiger, gesetzter oder gar von einsetzender Altersmilde geprägt sind sie nicht. Mit Kraft, Klugheit und seiner aufgeklärten Version von Romantik tapeziert Billy Bragg auch die Lieder von mr.love&justice; all das, was ihn seit eh und je bewegt, rüttelt und schüttelt, kommt vor; das Für und Wider von Gewerkschaften, die Dritte Welt, die englische Gesellschaft. Und dann ist da natürlich: die Gerechtigkeit-ein großes Wort, das nicht allzu viele Songwriter (und schon gar nicht seit beinahe 30 Jahren) mit Inhalt füllen können. Wie Billy Bragg deren Bedeutung wertschätzt, ist aller Ehren wert. Und dass der Schrammelpop neben dem Punk genauso vorkommt wie der herrlich altmodische Protestsong, ist eine schöne Konstante im Musikkulturbetrieb. Im Ganzen und als Ganzes wirkt das Album am besten, es ist: erhaben, würdevoll und relevant. Und deshalb sei an dieser Stelle kein Song hervorgehoben, nur einer explizit erwähnt: So viel (Northern) Soul wie „Something Happened“ intus hat, war noch nie bei Billy Bragg. „The Milkman Of Human Kindness“. Er möge bitte weiter seine Runden drehen. VÖ:29.2.
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