Billy Squier – Signs of life

Vor Jahren war Billy Squier nur einer unter vielen. Ein mainstream-Talent von ähnlicher Güte wie Eddie Money oder Johnny Cougar, das mit Geschick, Fleiß und dem unwiderstehlichen Lächeln des ewig Jugendlichen sein großes Glück suchte. Inzwischen steht der Sänger, Songwriter und Gitarrist aus Boston ganz oben, on the top, sein stars ’n‘ stripes-Rock ist zumindest in den USA ein fester Begriff.

Squier beweist Talent, selbst wenn er sich selbst als“.cleveren Dieb“ bezeichnet. Clever sind nicht nur sein dynamisch gebremster Stil und die von vielen Effekten verzierten Arrangements; clever ist auch die Art, wie er den bekannten Zitatenschatz aus Led Zep, Foreigner, Rolling Stones und Eagles-Anleihen seiner eigenen Musik einverleibt und dabei leicht verfremdet. Auch auf SIGNS OF LIFE gefällt er sich in dieser Rolle – wie schon zuvor auf DONT SAY NO von 81. an das er hier – endlich wieder anknüpft.

Die eisige Kälte, die frostige Ferne des Albums EMOTIONS IN MOTION (1982), das trotz seines Erfolgs seltsam kühl und unnahbar blieb, ist einer wohltemperierten Stimmung gewichen, die mit sparsamer Instrumentierung auskommt. Jeder der zehn Songs hat seinen prägnanten Aufhänger, ein oft nur sekundenlanges Intro aus Gewitterklängen wie etwa in „All Night Long“ oder dem „Walkin‘ In The Rain“-Refrain in „Rock Me Tonite“ – bis hin zu Jimmy Page meets Keith Richards-Gitarrenriffs a la „Honky Tonk Women“ in „Cant Get Next To You“. Appetizer könnten solche Passagen auch heißen, so schnell machen sie Appetit auf mehr.

Für Squier sind sie lediglich der Auftakt zu seinen Rock-Collagen, die, von einem gemäßigten Beat getragen, aus einer Fülle von Details zu einem einheitlichen Bild verbunden werden. Doch vergessen er und seine Band dabei nur, daß Rock ’n‘ Roll oder Hardrock auch von Emotionen leben. Erfahrungen allein genügen da nicht. Etwas mehr Spontanität hätte dem Album sicher nicht geschadet.