Bonfire – Fuel To The Flames

Handwerk hat keine goldenen Hoden: Deutsche Hardrockbands wie Helloween, Accept, Bonfire, Warlock und Kreator mühen sich seit Mitte der 80er Jahre mit ihrem redlichen, proberaumgestählten Riffrock ab, um die von ihrer Klientel geforderte „Musik mit Eiern unten dran“ auf Studioalben zu bannen. Und doch scheitern sie fast durchwegs an ihren eigenen, hochgesteckten Ansprüchen – im virtuosen Mief der aufrechten Michelmuckerkleinkunst verschwimmen die kantigen Kreativkonturen ihrer angloamerikanischen Vorbilder. Bonfire sind neben den Scorpions eine der wenigen Bands der ersten Stunde, die es vor allem mit klassischen Rockballaden geschafft haben, einigermaßen zu überleben. Doch die Jungs aus Ingolstadt schienen in den letzten Jahren ein ähnliches Lebenslos gezogen zu haben wie die großen Kollegen aus Hannover: verblasste Nieten. Last Exit Kuschelrock. Daß die beiden Bonfire-Gründer Claus Lessmann und Hans Ziller jetzt trotzdem noch einmal die Kraft gefunden haben, sich gegen den längst abgefahrenen Zug der Zeit anzustemmen, ehrt sie. Sie versuchen, der Genrefalle mit klassischen Mitteln des amerikanischen Rock’n’Roll zu entkommen: Weniger abgehangene Hardrockriffs, dafür mehr offene Gitarrensounds aus der Südstaatenecke. Keine schlechte Idee, wie ein Teil der 14 neuen Songs zeigt. Dennoch scheitern Bonfire letztlich wieder einmal an sich selbst: Lessmanns Stimme ist zu deutsch, seine Texte klingen, als habe sie ein Achtklässler ins Englische übersetzt. Zillers Songwriting wirkt aufgeschlossener, bleibt letztlich aber doch auf halben Wege zwischen Europe und ZZTop stecken. Schade, eigentlich: Kaum ist das Jahrzehnt zu Ende, klingen Bonfire fast schon wie eine Neunziger-Jahre-Rockband.