Braxton/Graves/Parker – Beyond Quantum
Jedem dieser Beteiligten hat der Jazz einiges zu verdanken. Am Saxophon und an der Klarinette fokussierte Anthony Braxton das konventionelle Harmonie-System so lange, bis seine Einzelteile mal mit lautem Getöse, mal humorvoll auseinanderflogen. Bassist William Parker experimentiert mit seiner manisch-offensiven Spielweise mit den Gravitationskräften des Freejazz. Und Schlagzeuger MiIford Craves gehörte schon zu Beginn der 1960er-Jahre zu den anspruchsvollsten Taktgebern einer Avantgarde, die offen für das afrikanische Erbe war. Angesichts der individuellen Meriten müsste man doch gut zueinander passen-dachten sich die beiden Produzenten Bill Laswell und John Zorn, die das erste Gipfeltreffen von Anthony Braxton, Milford Graves und William Parker realisierten. Herausgekommen sind dabei fünf lediglich numerisch betitelte „Meeting“-Tracks, in denen das inspirierende Angriffspotenzial dieser drei Musiker offenkundig wird. Da jedoch die Zeiten vorbei sind, als man Freejazz unter autistisch-abstrakten Vorzeichen durchexerzierte, lief im Hintergrund bei diesen Sessions jenes jazzige Urahnen-Modell namens Blues mit, auf das auch William Parkers langjähriger Sparringspartner Peter Brötzmann mittlerweile setzt. Musikethnologische Fundstücke vom Schwarzen Kontinent und aus dem Nahen Osten sorgen für ein Fundament, auf dem dieses vielsprachige, sich in einem dauerimpulsiven Zustand befindende Trio sich die Bälle zuwirft. Die fünf Improvisationen/Performances sind daher nicht nur visionär subversiv. Sie zeigen einmal mehr, wie eng verbunden die Nabelschnüre der Neuen Musik und des Freejazz doch sind.
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