Mit Vollgas zum Filmstar


In "Drive" spielte er Verfolgungsschach, in "The Place Beyond the Pines" dreht er Runden auf dem Rummelplatz. Die Konkurrenz sieht Ryan Gosling nur noch im Rückspiegel.

Dass Ryan Gosling ein Ausnahmeschauspieler ist, kündigte sich schon vor zehn Jahren an, als er in einem seiner ersten Filme einen Nazi-Skinhead mit jüdischen Wurzeln spielte. Mit einer Explosivität, die man diesem drahtigen Kerl mit dem etwas zu lang und immer etwas traurig wirkenden Gesicht erst einmal nicht zutrauen würde. Auch im letzten Jahr war er makellos, ob in „Crazy Stupid Love“ als aalglatter Herzensbrecher, dem das Herz gebrochen wird, oder als verzweifelter Familienvater, dem in „Blue Valentine“ die Liebe seines Lebens durch die Finger rinnt. Aber dann sind es doch immer einzelne Bilder, vielleicht nur eine Geste oder ein Blick oder eine Haltung, die den Unterschied ausmachen und aus persönlichen Lieblingen unwiderruflich einen Held für alle machen.

Dieser Moment kommt in „Drive“ – nicht von ungefähr auch Film des Jahres – gleich am Anfang, wenn Gosling sich in seiner Satinjacke mit Drachenaufdruck und Rallye-Handschuhen ans Steuer seines Wagens setzt und zur Arbeit schreitet, als Fahrer für organisierte Verbrechen. Er ist so ungerührt und ruhig dabei, als wüsste er schon, was das Publikum gleich erleben wird, nämlich dass die folgende Verfolgungsjagd keine Actionszene werden wird, sondern eine Partie Schach. Klar, dass sich Carey Mulligan in diesen Steve McQueen mit dem Babygesicht verliebt, der selbst dann so aussieht, als würde er eine Sonnenbrille tragen, wenn man ihm direkt in die blauen Augen blickt. Gosling ist Weltklasse. Und das Beste kommt noch: In „The Place Beyond the Pines“ spielt er einen Motorrad-Stuntfahrer auf dem Rummel, der wie ein Echo seines namenlosen Parts in „Drive“ wirkt. Mit „Drive“-Regisseur Nicolas Winding Refn hat er in Thailand „Only God Forgives“ abgedreht, und in „Gangster Squad“ macht er in maßgeschneiderten Anzügen Jagd auf das organisierte Verbrechen. Das ist gut genug, um Gosling womöglich sogar zu verzeihen, wenn er wirklich die Hauptrolle in „50 Shades of Grey“ annehmen sollte.