Castanets – In the Vines
Heute mal ein lobendes Wort für die Monitor-Boxen meines Computers: Irgendwie vermögen diese Billiglautsprecher das Schnarren und Geifern in Raymond Raposas Stimme optimal hervorzuheben (aus einem vergleichbaren Grund hörte ich Beck so gerne im Car-CD-Player, als Jung-Hansen noch so etwas wie Songs geschrieben hat). Songs nun möchte man Ray Raposa unbedingt attestieren, aber was der Sänger und Autor mit seiner Band auf Castanets-Album Numero drei hinlegt, geht weit über eine handelsübliche amerikanische Liedersammlung hinaus. Die Castanets sind die einzige mir bekannte Band, die ein Folk-Noir-Stücknachgutzwei Minuten in einer Noise-Spur auslaufen lässt, die circa drei Minuten andauert und den Song ganz humorlos zersägt (und nicht wieder zu sich kommen lässt). Und wenn ich Noise sage, meine ich Noise. elektronisch aufgekratzte Schweißgerätesounds der unappetitlichen Art. Ansonsten muss man sich die Songs der Castanets eher voluminös vorstellen. Lieder, deren Arrangements früher einmal auf Lambchop-Platten zu finden waren. Manchmal wird aus den Castanets auch eine Ambient Brass Band, die dem seltsam näselnden Vortrag des Sängers reichlich Resonanzraum schenkt gesanglich unterstützt von einem Chorder Guten, in dem Labelmacher Sufjan Stevens.Jana Hunter und Matthew Houck(Phosphorescent) auftauchen. Seine Spannung bezieht das Album aus dieser Ungewissheit, die in fast jedem Beitrag lauert: Es mag zwar Alt Country sein, aber die Castanets arbeiten mit Hingabe an der Zerdehnung und Zerstörung des guten, anderen Amerika, in the Vines will definitiv kein Americana-Album sein, das eines Tages friedlich zwischen Wilco und Mark Olson im CD-Regal steht. Bei den Castanets fallen schon einmal Elektroniksplitter über vollkommen unvorbereitete Country- und Folksongs, und dieses Knacken aus den Echo-Kammern… hatte man das zuletzt nicht in Lee Perrys Black-Ark-Produktionen gehört? Zum Finale krallen sich die Castanets gar ein paar R&B-Beats – „And The Swimming“ ist so ziemlich der langsamste Timbaland-Track, den Timbaland noch nicht selbst gebauthat.
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