Charlie Haden Quartet West – The Art Of The Song
Trotz seiner 62 Jahre zeigt sich der Bassist noch erstaunlich vital und wandlungsfähig. Charlie Haden, der auf eine beeindruckende Discographie mit Größen wie Ornette Coleman, Don Cherry oder Keith Jarrett zurückblicken kann, kündigte schon mit seinen letzten Duo-Alben wie MISSOURI SKY oder THE NICHT ANDTHE CITY eine Hinwendung zu schmeichelnden Melodien und verträumten Romantizismen an.THE ART OF THE SONG, dessen Titel durchaus programmatisch zu verstehen ist, markiert den bisherigen Höhepunkt dieser zunehmenden „Altersweisheit“. Haden rekrutierte dafür eine große Mannschaft: Zunächst ist da sein Quartet West, in dem besonders Saxophonist Ernie Watts durch samtweiche Soli von vollendeter Eleganz auffällt. Auch Pianist Alan Broadbent, der bereits durch Bigband-Arrangements für Woody Herman sein Können demonstrierte, leistete ganze Arbeit: Unaufdringlich, aber dennoch wirkungsvoll bändigte er ein komplettes Kammer-Orchester. Bleiben noch die Sänger: Shirley Hörn bewies schon immer ihre Stärke in den Balladen. Hört man etwa einen Song wie „LonelyTown“, so scheint es in der Tat keine passendere Stimme auf dem Erdball für diesen Bernstein-Broadway-Klassiker zu geben. Bill Henderson als zweiter Sänger kann dagegen nur abfallen, doch selbst seine schmierige Matinee-Stimme paßt zu „You My Love“ wie die Faust aus Auge – also eigentlich überhaupt nicht und gleichzeitig doch wieder ausgezeichnet. Sogar Haden selbst tritt bei „Wayfarin‘ Stranger“ ans Mikrofon. Vielleicht keine allzu kluge Entscheidung angesichts seiner dünnen Stimme. Ein rührendes und sehr persönliches Schlußwort ist dieses amerikanische Folk-Traditional aber allemal. Gebührenpflichtige Hörprobe unter 0190-25 52 50 54 (s. ME/S-Hotline 5. 41)
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