Christian Vogel – Specific Momentific
Der gebürtige Chilene zerrt mit seinem neuen Werk erneut an den Rändern musikalischer Strukturen, daß die meisten Elektro-Kollegen es mit temporärer Atemnot zu tun kriegen müßten. Im Gegensatz zu vielen bringt Vogel mit der Attitüde „Weiß-nicht-genau-und-tu’s-deswegen“ so gut wie alles im Live-Mix zueinander und vermag auf diesem Weg, seiner Musik eine kräftige Dosis Wärme und Emotionalität einzuverleiben. Einheiten und Episoden werden in stilbegründeter Schlampigkeit hintereinandergeklebt und die entstehenden Brüche nicht nur herausgearbeitet, sondern als vollwertiges Stilmittel genutzt. Fahrten durch eine taghell ausgeleuchtete Geisterbahn – beginnend mit einem winzig kleinen Klang, einem Tönchen, einem Flüstern, türmt der Brite prachtvolle, großradiale Konstrukte auf, die in der Tat eher gewachsen erscheinen denn produziert, stellt Grooves beherzt auf brüchige Beine, um sie sogleich unfertig im Raum hängen zu lassen (‚Consumes Trousers‘), und läßt ein Stück wie ‚Cancion Sintectica‘ (!) genau das halten, was es im Titel verspricht. Und da Vogel erfreulicherweise mit einer anarchistisch-kreativen Variante von Humor gesegnet zu sein scheint – was hier wie Industrial klingt, ist genauso echt wie der Bart von Groucho Marx! -, macht es schließlich einfach Spaß, seinen neuro-digitalen Interaktionen zu folgen. Die ambiente Garage.
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