Cornelius

Mellow Waves

Rough Trade/Warner (VÖ: 21.07.)

Das Genie aus Tokio gibt sich endlich wieder mit seinem Future-Pop-Jazz die Ehre.

Keigo Oyamada alias Cornelius verhält sich zu vergleichbarer westlicher Popmusik wie Hayao Miyazaki zu Walt Disney – seine Kunst erinnert flüchtig an sattsam Bekanntes, nähere Betrachtung aber lässt die Synapsen klingeln und das Herz frohlocken. FANTASMA von 1997 war in seinem hyperaktischen Irrsinn vielleicht eine der drei wichtigsten Platten der Neunzigerjahre. Mit POINT wagte er sich 2001 in noch experimentellere Gefilde, SENSOUS war ein Rückzugsgefecht ins Gemütliche – und ist auch schon elf Jahre her, in denen, das ist MELLOW WAVES anzuhören, der Mann wie ein Besessener an den Details geschraubt haben muss.

Was, auch wegen Cornelius entspanntem Gesang, zunächst wie ein fernöstlicher Gegenentwurf zum Cool-Jazz wirkt, klingt recht eigentlich, als wäre John Zorn von seiner Playstation verschluckt worden. Hier waltet ein Mikromanagement an Frickelsounds, rhythmischen (und handgespielten) Beatmustern, klanglichen Klingelstrukturen bei zugleich maximaler Luftigkeit und ein, ja doch, Pop-Appeal, wie er – außer bei Cornelius selbst – im Grunde keine Vorbilder hat. Nachahmer auch nicht, dafür ist der Mann „too far out“. Manchmal wird Musik zum Erlebnis. Dieses sollte man sich nicht entgehen lassen.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.