ZEN und Pet Sounds


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Japan ist die Zukunft, prophezeiten die Trend-Experten, als Pizzicato 5 mit dem aus mehreren Alben zusammengestückelten „Made in USA“ 1994 den Westen eroberten. Doch der große Knall blieb aus – die Revolution aus dem Fernen Osten kam schleichend. Zwar etablierten die Japan-Experten von Bungalow Records (www.bungalow.de) in Deutschland Künstler wie Fantastic Plastic Machine (www.fpmnet.com) und den erstklassigen Elektroniker, DJ und Produzenten Yoshinori Sunahara (www.y-sunahara.com). Auch entdeckten einige wenige über den meisterlichen Underground-Film „Yentown – Swallowtail Butterfly“ die bezaubernde Sängerin Chara (www.sonymusic.co.jp/chara), den famosen Soundtrack gibt’s z.B. bei www.cdnow.com). Dem flüchtigen Betrachter jedoch entging zumeist, dass Bedeutung und Einfluss japanischer Popkultur so still wie beständig wuchsen. Seit einigen Monaten ist das anders. Japan und seine Kunst sind im Mainstream des Westens angekommen. So staunten kürzlich Tausende von Fans der Elektroniker Air, wie das kleine Multitalent Keigo Oyamada mit Cornelius in München seinen Support-Slot nutzte, um mit einem Documenta-reifen Auftritt den französischen Headlinern die Show zu stehlen. Einige der optisch reizvollen Visuals und Filmchen, die Cornelius so kunstvoll mit seiner Genre-verachtenden Musik kombiniert, finden sich neben diversen Soundfiles und einer schrecklich umfangreichen Diskografie unter der Adresse www.cornelius-sound.com. Einer der wenigen japanischen Musiker, die Cornelius derzeit in Deutschland an Popularität übertreffen, ist DJ Krush. Auch der hat eine ansprechende Internetpräsenz, allerdings findet sich diese nicht unter wwTV.djkrush.com. Dieser Domainname ist nicht verkauft und führt zum endlosen Commercial-Popup-Overkill. Die offizielle Site heißt www.mmjp.or.jp/sus/krush. Webmaster ist der Künstler selbst, er erneuert den Inhalt an jedem 20. des Monats. Krush vermeldet dort, dass er derzeit an einem Nachfolge-Album zu „Zen“ arbeitet. Für die Aufnahmen hat er sich neues Equipment angeschafft, so dass die Platte „anders“ klingen wird, wie er verspricht. „Good Things Come To Those Who Wait“, wie eine alte ZEN-Weisheit besagt. Apropos Zen. Den Beach Boys widerfährt derzeit im Internet eine komplette Neuinterpretation. So glaubt ein fanatischer Kreis von Fans, in den Texten zahlreiche Verweise auf den Buddhismus gefunden zu haben. Unter http://pages.cthome.net/tobelman wird das legendäre, nie veröffentlichte Album „Smile“ unter buddhistischen Gesichtspunkten analysiert. Das Fazit: Die LP, die in Teilen Vorläufer von „Smiley Smile“ war, wurde 30 Jahre lang missverstanden und stellt in seiner Gesamtheit ein Paradoxon im buddhistischen Sinne dar – also einen „Koan“. Die gute Nachricht: Wer „Smile“ versteht, kann Erleuchtung erlangen! Auch „Pet Sounds“ wird genau untersucht, und schließlich auch „Revolver“ von den Beatles, denn Brian Wilson soll einst geäußert haben: „Hast du das Beatles-Album gehört? Religiös, oder?“ Und siehe da – auch hier wird man fündig: „‚Love You To‘ ist ein Fingerzeig in den Osten, schreiben die Tobelman-„Experten“. Muss die Musikgeschichte neu geschrieben werden? Urteilen Sie selbst!