David Crosby :: Oh Yes I Can

Nach dem enttäuschend schwachen Abschneiden von C,S,N, & Y sorgt David van Cortland (so der bürgerliche Name] mit OH YES I CAN für eine Überraschung. Wer den 47jährigen Drogen- und Waffenfreak für musikalisch tot erklärte, hat eine falsche Diagnose gestellt. Crosby macht Musik als Überlebenstraining, Musik als tönende Selbsterfahrung. Er betreibt stellenweise Seelenstriptease, aber die biografische Entblößung berührt durch die Authentizität der Erfahrungen. „Fighting Just To Stay Alive“ und das Titelstück thematisieren die oft-publizierten Eskapaden des gebeutelten Sängers. Produziert von den Autoren Crosby und Craig Doerge sowie Stanley Johnston, instrumental umgesetzt von einer All-Star-Band (u.a. Danny Kortchmar, David Lindley, Steve Lultather, Michael Hedges, Jim Keltner, Leeland Sklar, Russ Kunkel) und vokal unterstützt von berühmten Stimmen (Jackson Browne, James Taylor, Graham Nash, Bonnie Raitt) kommt hier eine bislang wenig bekannte Seite des Amerikaners zum Tragen. Denn neben kammermusikalischen Balladen mit hochgestimmtem Harmoniegesang intoniert Crosby beinahe trotzig deftigen Blues und geradeaus orientierte Rocker („Drive My Car“, „Drop Down Mama“). Drogenbedingte Schwächen aufzuspüren, fällt schwer. Eher wundert man sich, daß dieser wandelnde Chemiekasten Oberhaupt noch bei Stimme ist. Wer das leitgeistige Vorurteil vom unansehnlichen Althippie nicht scheut, findet hier eine intelligente Auseinandersetzung mit unseren Träumen und Irrtümern. Keine Neutönerei, keine musikalische Revolution, aber Songs, die durch ihre persönliche Erfahrung berühren, (th) 4

DIE ÄRZTE Die Ärzte früher! Der Ausverkauf geht weiten 75° o alte Hüte (Vielklang/EFA) Nach uns die Sintflut… versprach die „letzte“ Ärzte-(Live)-(Triple)-LP, und totsächlich scheinen jetzt die Wogen über uns zusammenzubrechen. Ausgekramt und aufpoliert, veröffentlichen die Ärzte-Entdecker und Förderer vom kleinen Vielklang-Label aus Berlin jetzt 16 alte Ärzte-Nummer aus den rührigen Anfongsjohren ’82 und -83. Zum großen Teil waren so prägnante Titel wie „Tittenmaus“, „Teddybär“, „Kopfhaut“, „Grace Kelly“ oder der Klassiker „Teenager Liebe“ bereits auf Vielklang-Samplern, Ärzte-EPs oder Mini-LPs veröffentlicht, die heute nur noch schwer oder gar nicht mehr erhältlich sind.

In einer Zeit, die den Begriff Zeitgeist (noch) nicht kannte, gelang es den Ärzten als ersten, Punk-Elemente und Drafi-Deutscher-Schlager nahtlos miteinander zu verschweißen, ohne gleichzeitig NDW-Schwachsinn ä la UKW oder Hubert Kon zu produzieren. So entstanden kleine Song-Kunststücke, die heute bereits in die deutsche Hall Of Farne gehören. Hektisch, schräg, frech und unkompliziert poltern Farin, Bela und (damals noch) Sahnte aus den Boxen, ohne Rücksicht auf kompositorische oder soundtechnische Verluste. Als Dokument eines Aufbruchs und für Ärzte-Sammler unverzichtbar. ‚uw/ 5