Die Crackers – Kamikaze

Die Crackers aus Wiesbaden scheinen auf ihrem Zweitling etwas zahmer geworden zu sein als auf ihrem ungestümen, rotzfrechen und überaus vergnüglichen Debüt BRDigung Ob die Spielbarkeit im Rundfunk da den Ausschlag gegeben haben mag oder die entdeckte Verantwortlichkeit gegenüber dem (teilweise jungen) Publikum, sei dahin gestellt.

Trotzdem: Die Crackers sind und bleiben eine knackige Rock-’n‘-Roll-Band und bieten auch diesmal keinesfalls salzlose Kost. Nur die Art, wie man mit (Noch-)Tabu-Themen verbal umgeht, ist differenzierter, manchmal auch ein wenig flacher, trivialer geworden. Da findet eine Annäherung an einige NDW-Bands statt, wie auch musikalisch ein wenig auf die etwa durch Nena vorgegebenen Klang-Vorstellungen reagiert wurde.

Geschenkt. Denn das klingt nicht aufgesetzt, KAMIKAZE bleibt als Gesamtwerk stimmig, die Band glaubhaft. Neben locker-flockigem Karibik-Feel in „Millionär“ stehen schraffe Rock-’n‘-Roll-Songs wie „Oh Susie“ oder ein handfester Bottleneck-Track („Goggo gahrn“) Das witzig eingedeutschte „Honky Tonk Woman“ läßt als „Ich kann doch nicht schwimmen“ an zweideutiger Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig; „Heinz, der Heizer“ (Thema: schneller Brüter) und „Raketenprinz“ (über Pershings und SS 20) sind durchaus komisch umgesetzte politisch brisante Themen.