Die Haut And Nick Cave :: Burnin The Ice

Als Post-Punk voll im Saftstand: die lange verschollene Zusammenarbeit von Die Haut mit Nick Cave.

Zögern und Zaudern sind bisweilen einfach nicht drin. Stattdessen ist ein beherzter Griff in die Spendierhosen vonnöten, um unverzüglich fünf Euro ins Phrasenschwein zu stecken und sich damit folgenden Satz zu kaufen: Diese Band hat aus der Not eine Tugend gemacht. „Diese Band“ ist Die Haut, und weil die Berliner Post-Punk-Vereinigung nie jemanden im Line-up hatte, der auf Dauerin der Lage war zu singen, lud sie sich während ihrer Immer-mal-wieder-Existenz zahlreiche Gast-Vokalisten ein. Debbie Harry war mit Die Haut zugange, Kim Gordon, der selige Jeffrey Lee Pierce und auch Nick Cave, in der Phase zwischen der Birthday Party und den Bad Seeds. In einer Zeit also, in der in seine Songs noch nicht serienmäßig ein Klappaltar und die ihm mittlerweile eigene Form von Religiosität eingebaut war. surnin‘ the ice heißt das Album von 1982, lange Zeit war es verschollen, und nun taucht es wieder auf. Mit Liedern, die außer einer Zeitdokumentensammlung von vorne bis hinten alles Mögliche sind: sägend und schaurig-schön, martialisch und morbide, druckvoll und treibend. Aber auch: zähneknirschend und muskelbepackt, scheppernd und dunkelgrau, elegisch und emphatisch. Und „Dump Europe“ hat, lange vor der Erfindung des Loops, jede Menge analoge repititive Momente – und einen Nick Cave, der rau singt, schreit, sich scheinbar in den eigenen Stimmbändern windet. Das ist fast immer anstrengend, aber mindestens genauso oft interessant, hoch emotional und spannungsgeladen. Was natürlich auch für die beigelegte Bonus-DVD gilt. Macht zusammen: 10 Euro. Gut, dass Die Haut aus der Not diese Tugend gemacht haben.