Die Toten Hosen :: Nur zu Besuch: Unplugged im Wiener Burgtheater

Die Toten Hosen spalten die Rock-Nation. Ihrem neuen Unplugged-Live-Opus aus Wien ist an dieser Steife nur mit Pro und Contra beizukommen.

Contra: Jedes Weihnachten bringt eine neue Produktoffensive aus Düsseldorf.

Pro: Sind eben clevere Kaufleute. Leben wir etwa nicht im Kapitalismus

Contra: Musikalisch sind die Hosen risikoscheue Hasenfüße, die auf Nummer sicher gehen. Das Schlimmste ist, sie wissen es.

Pro: „Opelgang“ mit Cello, „Eisgekühlter Bommerlunder“ in einer Samba-Version, so hauchen sie ihren betagten Hits durchaus Frische ein. Die Toten Hosen als deutsche Nine Inch Nails würde doch auch keiner hören wollen, oder?

Contra: Thematisch treten ihre Lieder auf der Stelle.

Pro: Von den großen Themen der Menschheit, Liebe und Tod. wird im Titelsong „Nur zu Besuch“ immerhin eins abgehandelt. Ansonsten stellen sie einen neuen Charakter vor, den „BoFrost Mann“.

Contra: Immer wieder Lieder über Alk, gähn!

Pro: Nur ihr gnadenloses „Gebt den Menschen, was sie wollen“ hat sie zu Volkspunks gemacht.

Contra: Campinos Reimkünste sind holpriger als Kopfsteinpflaster.

Pro: Nach dem vierten Bier ist das völlig wurscht!

Contra: Ewig dieselben ollen Kamellen: „Hier kommt Alex“. „Wünsch dir was“, „Nichts bleibt für die Ewigkeit“ etc. und dazu Akustikversionen von Punk-Klassikern wie „Blitzkrieg Bop“ und „Guns Of Brixton“ sind wohl kaum als originell zu bezeichnen.

Pro: Die Unplugged-Version des Beatsteaks-Songs „Hand In Hand“ ist eine sympathische Glanztat. Und mit „Popmusik“ (Zitat: „Sieh der Tatsache ins Auge/du bist zu alt für Popmusik“) nehmen sie sich wohltuend selbst auf die Schippe. Übrigens ist das einer von vier neuen Songs.

Contra: Trommler Vom Richie ballert, als säße er in der Düsseldorfer LTU Arena anstelle der Wiener Burg. Und Kazoos, mein lieber Campino, gehören verboten.

Pro (zerknirscht): Zugegeben.

Contra: Die Toten Hosen plündern schamlos den eigenen Mythos.

Pro: Für den Bekanntheitsgrad der Hosen würden 99 Prozent aller deutschen Bands ihre Großmütter verhökern.

Contra: Die Toten Hosen sind zum FC Bayern München der deutschen Punk-Rock-Liga verkommen.

Pro: Der Status als Liga-Krösus ruft nun mal Neider auf den Plan. Immerhin machen sie mit ihrem Geld coole Dinge, so gaben sie den großartigen Funk-Reggae-Rappern Ohrbooten einen Plattenvertrag.

Contra: Die Hosen ohne Strom, das ist alter Wein in neuen Schläuchen. Was einmal als bewegliche deutsche Punkband begann, ist zur Institution erstarrt.

Pro: Besser die Menschen hören Hosen als Wildecker Herzbuben, Pur und Jeanette. Contra: Um noch einmal die abgedroschene Fußball-Analogie zu bemühen: Erfrischender Angriffsfußball sieht anders aus.

Pro: Was zählt, ist der Erfolg. Antizipieren ist ein Teil des Spiels, 2006 wird „Weltmeister“ als Single ausgekoppelt und Millionen Stück verkaufen.

Contra: 2 Sterne

Pro: 4 Sterne

www.dietotenhosen.de