Diverse – Krautrock – Music for your brain Volume 2
Schon die erste Ausgabe dieser Compilationreihe empfahl sich mit sechs bis zum Rand gefüllten CDs als Zeugnis einer Ära, in der Avantgarde und Experiment hierzulande nicht bloß Floskeln waren. Unglaublicherweise versteht der Nachfolger KRAUTROCK-MUSIC FOR YOUR BRAIN VOLUME 2 das Original gar noch zu übertrumpfen. Noch tiefer wurde in Archiven gegraben und Schätze zutage gefördert, die allenfalls noch Augenzeugen und Eingeweihten bekannt sein dürften. Sechs CDs voller origineller Überraschungen. Wer hätte es für möglich gehalten, dass Deutschlands späterer Hard-Rock-Export, die Scorpions, einst so fabelhaft in „Lonesome Crow“ zu improvisieren wusste? Nicht weniger verblüffend sticht das psychedelische „l’m Going Mad“ zu. Herrschings einst weit über Bayerns Landesgrenzen berüchtigte Kommune Amon Düül II widmet sich exaltiert „Dem Guten, Schönen, Wahren“. Kosmische Kuriere dürfen natürlich auch nicht fehlen: Tangerine Dream schweben spannungsgeladen in der „Stratosfear“, deren Gründungsmitglied Klaus Schulze widmet sich nicht minder meditativ dem „Stardancer“, und Liliental. Ableger von Cluster, huldigen dem schnöden „Adel“ und der „Stresemannstraße“. Inga Rumpfs begnadeten Stimmexzessen darf dreimal gelauscht werden: in Frumpys I’m Afraid Big Moon“, Atlantis‘ „Living At The End Of Time“ und auch auf Weggefährte jean-Jacques Kravetz‘ Soloausflug I’d Like To Be A ChildAgain“. Die Wonderland Band, flippiger Rattles-Nachfolger von Achim Reichel und Frank Dostal, präsentiert mit „The Hill“ Folkloristisches nordamerikanischer Indianerstämme. Die nach Goethes Dichtung benannten Faust, einst geschmäht, später zu Recht in den Kultstatus erhoben, geben zwei unterschiedliche Kostproben ab: hypnotisch in It’s A Rainy Day, Sunshine Girl, völlig losgelöst in „No Harm“. Schräger Folk mit Joint im Mundwinkel liefern Witthüserll Westrupps skurrilles „Der Rat der Motten“, Bröselmaschines Fernost-Trip „Schmetterling“ und Emtidis betörendes „Die Reise“. Lucifer’s Friend berauschen mit „Thus Spoke Oberon“, Randy Pie mit dem angejazzten „Luie“. In Sphären über den Wolken schwebt hingegen Popol Vuhs „Ich mache einen Spiegel-Dream Part 4“, Spätere Mitglieder von Trio tummeln sich gleich zweimal: Gitarrist Kralle Krawinkels Cravinkel mit Westcoast-Rock, Schlagzeuger Peter Behrens wütet mit Silberbart im Progressive Underground. Guru Guru empfehlen sich mit „Tango Fango“ und „Salto Mortadella“. Schweres Keyboard-Gewabere hingegen bei den Hannoveranern Jane(„Spain“,“Here We Are“), Triumvirat („Spartacus“) und Wallenstein („Mother Universe“). Die Berliner Big Band Os Mundi zelebriert schließlich gleich drei Extrakte aus latin mass in lateinischer Sprache.
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