Diverse – San Francisco: A Music City Compilation 1998
San Francisco, wird sich dein künstlerisches Potential denn nie erschöpfen? Die europäischste aller US-Metropolen mag momentan ja nicht unbedingt im Mittelpunkt des zeitgeistigen Interesses stehen. Dennoch erscheint mal eben so eine Doppel-CD mit 40 (!) Kapellen – auf einem Düsseldorfer Kleinlabel, das bei seinem rundum geglückten Porträtversuch ganz „auf typischen Punk/Hardcore und Jazz und Crossover und Metal und Abarten verzichtete. Ist halt nicht unser Paar Schuhe.“ Vorzügliche Folkpoeten wie Barbara Manning, Sonya Hunter, Chuck Prophet, magische Schrammelverfeinerer wie Granfaloon Bus oder Swell, Live-Kracher namens A Subtle Plague und 100 Watt Smile blieben bisher ohnehin nur einem kleinen Liebhaber-Kreis vorbehalten. Doch zwei Drittel der hier versammelten Künstler sind diesseits des St. Andreas Grabens gänzlich unbekannt. Dabei sind sie doch so gut! Rumpelnd oder ganz bescheiden und sensibel, aber immer selbstbewußt; kraftvoll, aber nie kraftmeiernd wird in der Bay Area gerockt – gerne auch mit einer flotten Pop-Melodie im Ärmel. Und ins Textbüchlein schmiert dort keiner beiläufig irgendein zusammengereimtes Gewäsch, auch keine Parolen. Fast allen Songschreibern ist die subtile, lyrische Geschichtenerzählung ein Anliegen – den traditionell verpflichteten Zupfgitarrenhanserln natürlich ganz besonders.Traditionell heißt in diesem Falle jedoch nicht hinterwäldlerisch, denn selbst auf der Visitenkarte des vogelfreiesten Singer/Songwriters unter ihnen prangt eine E-Mail-Adresse. San Francisco! Sympathische Menschen, die wissen, wann und wo Neil Young seine Gitarren zum Trocknen raushängt, aber eben besseres zu tun haben, als beim Meister in der Einfahrt rumzulungern.
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