Doris hilft von Woltgang Welt

Welts Schreiben funktioniert wie ein Mähdrescher, in den die Welt vorne unsortiert hineingefressen wird und hinten wieder rauskommt, getrennt in Korn und Stroh. Der 56-Jährige ist ein ewig jugendlicher Universaldilettant: war ein großartiger Musikournalist, ohne von Musik groß Ahnung zu haben, hat studiert, ohne zu verstehen, um was es in den Vorlesungen ging, wollte immer Schriftsteller werden, ist es nach einem katastrophischen Abdriften in Wahn und Schizophrenie auch geworden – und versteht seinen Beruf ausschließlich als Aufschreiben. Das macht seine Texte unzugänglich, zum Schnürlregen scheinbar zusammenhangloser Vorgänge, Namen und Orte. Es gibt keine Geschichte, nur Leben und Welt in Tagebuchprosa, den Welt eben, Teil vier. Überraschend nur, dass man trotzdem nicht aufhören will zu lesen, weiterhin nichtssagende Dinge und die periodische Hottnung des Erzählers, zum Ficken zu kommen, konsumiert, als schwebte man durch trübes Lichtgeflacker, unterlegt mit einem hypnotischen Rhythmus. Dass man nebenbei ein diffuses, aber spürbares Bild der 80er in Bochum (und anderswo) vermittelt kriegt, ist einer der erstaunlichen Effekte des „künstlosen“ Romans, der keiner ist und doch mehr, dieses Autors ohne jedes übliche Talent, dem nur die Mühcdesmanischen Aufschreibens bleibt. „Gut, sagen wir, das kann jeder. Aber stimmt das denn?“, fragt Willi Winkler im Nachwort und gibt die Antwort: „Nein, denn nicht jeder ist auserwählt.“